Medizingeräte

MRT-Scans am Point-of-Care

10. Januar 2022, 13:58 Uhr | DeepSpin
Pedro Silva (l) und Clemens Tepel haben das Start-up 2020 gegründet.
© DeepSpin

DeepSpin macht Magnetresonanztomographie universell zugänglich

Junge Gründer, große Ideen – Start-ups trauen sich das, wovor große Unternehmen oft Angst haben. Sie machen einfach. Von der Diabetes-App über intelligente Prothesen bis hin zu Pflegerobotern: Kein Vorhaben scheint zu groß oder gar abwegig. Unternehmergeist ist nicht nur löblich, sondern gerade in der Medizintechnik nötig. Hier sind Start-ups keine Konkurrenten von Unternehmern und Ärzten, sie sind ihre Partner.

Wir möchten einige dieser Köpfe und ihre Ideen genauer vorstellen. Dieses Mal: DeepSpin. Das Unternehmen aus Berlin entwickelt ein kostengünstiges, portables und offenes MRT-Gerät, um Scans am Point-of-Care zu ermöglichen und das bildgebende Verfahren so universell zugänglich zu machen.

Wie lautet euer Elevator Pitch? 

Neun von zehn Menschen weltweit haben aktuell keinen Zugang zur Magnetresonanztomographie (MRT). Und das, obwohl sie zu den diagnostisch aufschlussreichsten medizinischen Bildgebungsverfahren zählt und ihr Einsatz für die Diagnose lebensbedrohlicher Krankheiten essenziell ist. Dies liegt vor allem daran, dass die Technologie kostenintensiv ist und ihre Bedienung komplex. Zudem benötigt sie eine spezielle Infrastruktur.

Wir haben es uns zur Mission gemacht, die MRT-Untersuchung für alle Menschen zugänglich zu machen und Wartezeiten für einen Scan stark zu reduzieren. Indem wir Künstliche Intelligenz zu einem integralen Bestandteil unseres Systemdesigns machen, schaffen wir es ein Gerät zu entwickeln, das sowohl kostengünstig, portabel und offen als auch intuitiv zu bedienen ist. 

Wie seid ihr auf die Idee gekommen? 

Clemens hatte schon immer ein hohes Interesse an Technologien, die einen großen, positiven Impact haben. Durch die Teilnahme am Start-up Programm Entrepreneur First in Berlin im Jahr 2019 hat er hier seinen technischen Mitgründer Pedro kennen gelernt. Pedro startete seine Arbeit an kostengünstigen, portablen MRT-Lösungen bereits im Jahr 2016 im Zuge seines PhD-Studiums. Clemens war von Beginn an von dem Potenzial, das die Technologie zur Verbesserung der globalen Gesundheitsversorgung bietet, begeistert und nachdem wir innerhalb weniger Wochen führende Experten an Bord geholt und die initiale technische Machbarkeit nachgewiesen hatten, haben wir DeepSpin im Januar 2020 gegründet. 

Was war euer größter Erfolg? 

Unser bisher größter Erfolg, neben der Validierung unserer Technologie auf Komponentenebene und einer Reihe von technischen Meilensteinen, war der Abschluss einer Finanzierungsrunde Anfang 2021 bei der wir führende globale Investoren wie zum Beispiel Lux Capital aus den USA an Bord gewinnen konnten sowie das Gewinnen von drei großen öffentlichen Innovationsförderprogrammen mit einem Gesamtfördervolumen von über drei Millionen Euro im Sommer 2021.

Die Idee: Gewicht und Größe eines MRT reduzieren, indem man einen einfacheren Magneten verwendet. Die schlechtere Bildauflösung kompensiert eine KI.
Die Idee: Gewicht und Größe eines MRT reduzieren, indem man einen einfacheren Magneten verwendet. Die schlechtere Bildauflösung kompensiert eine KI.
© DeepSpin

Und der größte Rückschlag? 

Einen großen Rückschlag hatten wir bisher zum Glück noch nicht. Allerdings birgt die Entwicklung neuer innovativer Produkte immer ein gewisses technologisches Risiko. Speziell dann, wenn es sich um eine Sprunginnovation und nicht eine inkrementelle Verbesserung handelt. Das bedeutet auch, dass nicht immer alle technischen Herausforderungen vorhergesagt werden können und Entwicklungspläne somit dynamisch angepasst werden müssen. In Europa besteht bei Investoren immer noch eine höhere Risikoaversion, die es hier schwieriger macht als in den USA oder China für solche DeepTech-Entwicklungen wie unsere das notwendige Kapital einzusammeln. Wir sind glücklicherweise mit den Investoren, die wir inzwischen an Bord haben, gut aufgestellt für eine starke Series A-Finanzierungsrunde in diesem Jahr (2022).

Wo seht ihr euch in fünf Jahren? 

Unser aktueller Fokus ist es, unseren Prototypenbau abzuschließen und in diesem Jahr drei bis fünf Systeme bei klinischen Partnern zu platzieren und diese gemeinsam weiterzuentwickeln und zu testen. Für das nächste Jahr planen wir die Medizinproduktzertifizierung zu beantragen, um 2024 in den Markt einzutreten. In fünf Jahren sollte unser System dann bereits in einer Vielzahl an Krankenhäusern weltweit die medizinische Versorgung verbessern.

Wie sieht die Medizin der Zukunft aus?

Zwei große Trends, die wir in der Medizin sehen, sind erstens der Fokus von reaktiver auf präventive Medizin und zweites die patientennähere Versorgung, sprich ein Wechsel von stationärer Versorgung hin zu ambulanter Versorgung. Für beide Trends ist kostengünstige und einfache Verfügbarkeit von medizinischer Bildgebung und im Speziellen MRT hoch relevant, zum Beispiel zur frühen Erkennung von Krebs im Rahmen von Screenings. Durch diese präventive und patientennähere medizinische Bildgebung versuchen wir unseren Beitrag dazu zu leisten, die Kosten der Gesundheitsversorgung zu reduzieren und gleichzeitig medizinische Outcomes zu verbessern.

Fakten zum Start-up

Name DeepSpin GmbH
Gründung 9. Januar 2020
Kunden 3 klinische Partner für Prototypentests und > 20 Kliniken mit Letter of Interest
Mitarbeiter 22
Finanzierung 8 Mio. Euro
Homepage www.deepspin.io

 


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