Untersuchung von Augengefäßen

Prävention mit Maß

5. Februar 2019, 10:06 Uhr | TU Illmenau/Imedos
Mithilfe eines kleinen Ballons, der an einem Brillengestell befestigt ist, wird der Augeninnendruck künstlich erhöht
© Imedos

Die TU Ilmenau hat gemeinsam mit Imedos ein medizinisches Verfahren entwickelt, mit dem die Veränderungen kleinster Gefäße im Auge sichtbar gemacht werden. Mit der neuen Methode kann künftig, im Gegensatz zu heute, das Risiko für eine Netzhautschädigung schon vor einer Erkrankung abgeschätzt werden.

Die kapillaren Blutgefäße im Auge sind mit einem Durchmesser von weniger als zehn Mikrometern die kleinsten Blutgefäße des menschlichen Körpers. Sie dienen dazu, das umliegende Gewebe mit Sauerstoff zu versorgen. Dieser Austausch, Mikrozirkulation genannt, wird durch Autoregulation stabil gehalten. Bei Störungen der Zirkulation, wenn sich beispielsweise der Blutdruck oder der Augeninnendruck verändern, ändert sich der Durchmesser der Gefäße. So wird verhindert, dass bei der Durchblutung und der Sauerstoffversorgung Mangelzustände auftreten, was zu Sehstörungen oder gar zur Erblindung führen kann.

Die Wissenschaftler des Instituts für Biomedizinische Technik der TU Ilmenau und der Imedos Systems GmbH haben weltweit erstmals die Autoregulation sichtbar dargestellt und so eine Untersuchung der Kapillaren möglich gemacht. Prof. Sascha Klee, Leiter des Fachgebiets Optoelektrophysiologische Medizintechnik und wissenschaftlicher Leiter des Forschungsprojekts an der TU Ilmenau, beschreibt die Wirkweise des Verfahrens: »Wir haben die wissenschaftlich-technischen Voraussetzungen dafür geschaffen, den kapillaren Blutgefäßen bei ihrer Arbeit zuzusehen«.

Die neue Methode basiert auf der künstlichen Erhöhung des Augeninnendrucks und ist für die Patienten völlig schmerzfrei. Um den Augeninnendruck zu erhöhen, wird ein kleiner Ballon, der an einem Brillengestell in Höhe des Lidwinkels befestigt ist, aufgeblasen. »Die so hervorgerufenen Reaktionen der Kapillaren können im Bereich des Sehnervenkopfs aufgezeichnet und ausgewertet werden«, erläutert Dr. Walthard Vilser, Geschäftsführer von Imedos und Gastdozent an der TU Ilmenau. Aus den Änderungen der Gefäßreaktionen kann dann die Fähigkeit der Autoregulation bewertet werden.

Schon seit längerem können die Kapillaren der Netzhaut mit bildgebenden Verfahren betrachtet werden. Herkömmliche Methoden haben aber den Nachteil, dass damit nur bereits vorhandene Schäden erkannt werden. Mit der neuen Möglichkeit, die Funktion der Mikrozirkulation des Auges zu beobachten und zu bewerten sollen in Zukunft Schädigungen der Netzhaut durch Gefäßerkrankungen im Vorhinein erkannt und verhindert werden. (me)


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