Antibiotikanetz für Herzschrittmacher

Schutzhülle senkt Infektionsrisiko

9. Oktober 2019, 7:30 Uhr | Melanie Ehrhardt
Herzschrittmacher (Symbolbild)
© Medtronic

Studie | Patienten mit einem Herzschrittmacher sind einem erhöhten Infektionsrisiko ausgesetzt. Erste Studien mit einem sogenannten Antibiotikanetz zeigen, dass sich das Risiko für Patienten senken lässt.

In Deutschland erhalten jährlich über 100.000 Menschen einen Herzschrittmacher, weil ihr Herz sonst zu langsam schlagen würde. Patienten, deren Herz so sehr aus dem Takt gerät, dass es stehen bleibt oder nur noch extrem schnell, aber ohne Pumpleistung schlägt (»Flimmern«), benötigen einen ICD (Implantierbare Defibrillatoren). Dieser arbeitet wie ein Defibrillator und aktiviert den Herzschlag automatisch wieder durch Stromstöße. Ohne die elektrischen Helfer haben die Betroffenen ein hohes Risiko einen Herzstillstand zu erleiden und zu versterben. Aufgrund der beschränkten Lebensdauer der Batterien müssen die Geräte nach fünf oder zehn Jahren ausgetauscht werden.

Auf Infektion folgt zweite Operation

Statistiken zufolge entwickeln etwa 1 bis 4 Prozent der Patienten nach der Erstimplantation eine Infektion. Zwar treten die meisten Infektionen im Jahr nach dem Eingriff auf. Jeder Aggregatwechsel und jede Sondenrevision sind aber ein erneutes Risiko. Einmal infiziert, müssen die Implantate entfernt werden, was vor allem dann mit einer relevanten Mortalität einhergeht, wenn die Entscheidung zur Explantation verschleppt wurde.

Abbau erfolgt nach 7 Tagen

Mit einem bioresorbierbaren Netz (Typ TYRX, Medtronic) in dem der Herzschrittmacher wie in eine Tasche hineingelegt wird, lässt sich das Risiko einer Infektion minimieren. Über einen Zeitraum von etwa sieben Tagen setzt das Netz Antibiotikawirkstoffe (Minocyclin und Rifampicin) frei, bevor es nach etwa neun Wochen vom Körper abgebaut ist.

WRAP-IT-Studie bestätigt Infektionsschutz

Die Hülle wurde in der randomisierten WRAP-IT-Studie. Binnen zwölf Monaten nach der Implantation traten mit dem zusätzlichen Schutz signifikant seltener Infektionen auf, die einen erneuten Eingriff beziehungsweise eine Langzeitantibiotikatherapie zur Folge hatten oder tödlich endeten (0,7 % vs. 1,2 %). Insgesamt verringert sich das Risiko von Implantatinfektionen um bis zu 40 Prozent.

Fast 7.000 Patienten nahmen teil

An der globalen Studie nahmen insgesamt 6.983 Patienten von 181 Zentren in 25 Ländern teil. Die Studie ist damit eine der größten kardialen Implantatstudien, die es je gab. Teilnehmen konnten Patienten, die entweder ein CRT-D-Gerät von Medtronic neu erhielten oder bei denen ein (Medtronic-)Implantat ersetzt, upgegradet oder revidiert werden musste. Dialysepatienten und Patienten mit Implantatinfektionen in den zwölf Monaten vor Studienbeginn konnten nicht teilnehmen.

Schlagworte: Kardiologie, Herzschrittmacher, Antibiotikaresistenz

Genannte Firmen: Medtronic

Quellen

[1] Medical tribune: Schutzhülle um Herzschrittmacher senkt Infektionsrisiko (7. Oktober 2019), https://www.medical-tribune.de/medizin-und-forschung/artikel/schutzhuelle-um-herzschrittmacher-senkt-infektionsrisiko/krankheitsbild/kardiologie (Stand 8. Oktober 2019)

[2] CardioVasc: Antibiotikanetz um kardiale Devices senkt Risiko für Implantatinfektionen (16. April 2019), https://link.springer.com/article/10.1007/s15027-019-1531-3 (Stand: 8. Oktober 2019)


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