Künstliche Intelligenz unterstützt Personal und Patient
Der Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) gilt als eine wichtige Technologie in der medizinischen Versorgung, zum Beispiel bei Diagnose, Überwachung, Prävention und Nachsorge. In einer Studie der Unternehmensberatung Roland Berger gehen Experten davon aus, dass 20 Prozent der ärztlichen Leistungen künftig durch KI und Roboter ersetzt werden. Auch Daten spielen hierbei eine zentrale Rolle .Welche Entwicklungen können wir also künftig erwarten und welche Abläufe in Arztpraxen und Kliniken lassen sich überhaupt sinnvoll durch Roboter automatisieren?
Ähnlich wie in der Industrie, so lassen sich auch im Gesundheitssektor manuelle und repetitive Prozesse automatisieren, um damit die Effizienz in der Behandlung zu verbessern. Ärzte und das Pflegepersonal sind dadurch in der Lage, sich stärker auf ihre Kernkompetenzen zu konzentrieren. Ein Beispiel sind Aufgaben rund um die Krankenhaushygiene, die immer wieder anfällig ist für menschliche Fehler. Moderne Pick-and-Place-Roboter sind in der Lage, medizinische Instrumente wiederkehrend und ermüdungsfrei aufzusammeln und anschließend zu desinfizieren.
Weiterhin sind an deutschen Krankenhäusern bereits fahrerlose Transportsysteme im Einsatz. Diese erledigen auf dem gesamten Klinikgelände erfolgreich die automatische Abholung und Zustellung von Waren, wie zum Beispiel Patientenproben, Mahlzeiten, Abfällen oder Stationswäsche. Dadurch wird der Mensch von diesen wiederkehrenden Aufgaben befreit.
Mit modernen Robotersystemen lassen sich Temperatur, Blutdruck, Zuckerspiegel und Pulsoxymetrie berührungslos erfassen – entsprechende Lösungen sind bereits in einigen asiatischen Ländern im Einsatz. Roboter können aber auch im Empfangsbereich von Krankenhäusern, Firmengebäuden oder Flughäfen die Besucher auf eine mögliche Infektion hin untersuchen.
Der zweite Bereich ist der Schutz von Pflegeteams, beispielsweise durch eine Reduzierung des direkten Kontakts mit Patienten. Die bereits erwähnte automatische Reinigung von medizinischen Geräten schützt das Pflegepersonal, da Menschen dadurch weniger Kontakt mit potenziell verunreinigten Gegenständen haben.
Zwar ist es heute noch schwer vorstellbar, doch werden Roboter schon bald in der Krankenpflege dazu beitragen, die mit der Blutentnahme verbundenen Risiken sowohl für Patienten als auch für das Pflegepersonal zu verringern, indem sie die Notwendigkeit der Nähe von Person zu Person eliminieren.
Der dritte Bereich umfasst den Einsatz innovativer Technologien, um damit klinische Abläufe zu verbessern – von der Operation bis hin zur Rehabilitation. Zwar werden komplexe OPs weiterhin von erfahrenen Ärzten durchgeführt, jedoch kommen die sogenannten Da-Vinci-Roboter schon heute in der minimal-invasiven Chirurgie zum Einsatz.
Der erste Chirurgieroboter der nächsten Generation wurden von Ärzten als ein Sprung in der chirurgischen Präzision gefeiert: Eine Klinik im schottischen Edinburgh nutzte erstmals in Europa einen teilautonomen Roboterarm für eine Operation. Dies ist ein perfektes Beispiel für die Synergie von menschlicher Intuition und technologischen Fähigkeiten. Durch die hohe Präzision der Maschinen sind kleinere Schnitte und weniger Bluttransfusionen notwendig und auch das Infektionsrisiko ist geringer. Dies führt zu kürzeren Krankenhausaufenthalten und eine schnellere Genesung der Patienten.
Der vierte Punkt umfasst Technologien, die Patienten aktiv bei Behandlung, Überwachung und Nachsorge unterstützen. So können robotergestützte Exoskelette Patienten mit Lähmungen oder schweren Verletzungen zu mehr Mobilität verhelfen. Diese Systeme lassen sich zum Beispiel über einen Joystick oder Sprachbefehle steuern und helfen Patienten dabei, in ihrem Alltag unabhängiger zu werden.
Im Hinblick auf die COVID-19-Pandemie wären voll vernetzte Roboter sinnvoll, die mit Lautsprecher, Kamera und Videobildschirm ausgestattet sind, um beispielsweise mit Patienten in Quarantäne in Kontakt zu treten. Solche in Asien bereits verwendeten Roboter sind mittlerweile enorm populär, und es ist wahrscheinlich, dass wir den gleichen Trend auch in Deutschland erleben werden. Eine vergleichbare Lösung liefert in den USA der Anbieter Luvozo mit seinem Concierge-Roboter Sam, der in Pflegeeinrichtungen eingesetzt wird. Dort prüft er regelmäßig den Status der Bewohner und meldet diesen an die Station.
Roboter helfen bereits heute bei der Behandlung und unterstützen bei der Entscheidungsfindung und Diagnose – vergleichbar mit dem Autopiloten in einem Flugzeug: Er unterstützt den Piloten bei seiner Arbeit, kann ihn aber bei weitem nicht ersetzen.
Eines zeigt diese Entwicklung aber auch auf: Die Grundlage des medizinischen Fortschritts werden Daten sein, die die Basis für KI-Systeme bilden. Daher sollten Teilnehmer des Gesundheitswesens ihre Datenkompetenz steigern und innerhalb ihrer Organisation eine neue Datenkultur etablieren, die dabei unterstützt, Daten aufzubereiten und weiterzuverwenden, zum Beispiel für Analysen zur Früherkennung von Pandemien oder zur Weiterverarbeitung in KI-Systemen.
Der Autor
Andy Dé ist Senior Director Healthcare Solutions Strategy and Marketing bei Alteryx