Implantate & Prothesen

Sofort einsetzbare, bionische Arm-Prothese

5. Mai 2020, 9:42 Uhr | MedUni Wien
Das System erlaubt erstmalig die bidirektionale Übertragung von Biosignalen in eine prothetische Hand.
© MedUni Wien

Patient kann einzelne Finger in Echtzeit wahrnehmen

Das Team von Oskar Aszmann im klinischen Labor für Bionische Extremitätenrekonstruktion an der Universitätsklinik für Chirurgie der MedUni Wien hat in Kooperation mit dem Massachussetts Institute of Technology (Center für Extreme Bionics) und dem Departement of Electrical Engineering an der Universität Göteborg laut eigener Aussage die weltweit erste voll integrierte bionische Arm-Prothese entwickelt. Diese ist sofort – nach dem Motto »Plug and Play« – einsetzbar ist. Die Ergebnisse der Studie wurden nun im Journal New England Journal of Medicine veröffentlicht. 

»Der Vorteil und die Neuheit dieses Systems ist es, dass alle Komponenten direkt am amputierten Körperteil mit einem geschlossenen Regelkreis implantiert werden. Die Informationen laufen in die Prothese und von dort wieder zurück ins Gehirn«, erklärt Aszmann. Die Signalübertragung von der Prothese in den Stumpf und über besondere Nervenschnittstellen weiter zum Hirn des Betroffenen sei so detailliert, dass der Patient zum Beispiel einzelne Finger der Prothese in Echtzeit wahrnehmen kann.

Nerven direkt mit der Prothese verbinden

In die Prothese (Hersteller: Otto Bock HealthCare Deutschland GmbH,  Duderstadt) sind Sensoren integriert und direkt mit den entsprechenden Nervenbahnen gekoppelt. Dadurch entsteht ein Plug-and-Play-System.  Davor ist ein rund 6-8-stündiger chirurgischer Eingriff nötig. Dabei wird ein Titanimplantat in den Knochen am Oberarm eingesetzt und im selben Eingriff die Nerven so verkabelt, dass die Signale sozusagen direkt in der Prothese ankommen und von dort wieder rückgeleitet werden. Dieses System ist erstmals voll integriert und alles läuft direkt im Arm ab. Die Batterie steckt direkt in der Prothese, die am Abend einfach abgenommen werden und aufgeladen werden kann.

»Wir haben dieses System in den letzten vier Jahren entwickelt und sind auch mit der Langzeitstabilität der Signalübertragung extrem zufrieden«, so Alzmann. Angewendet wurde es bisher bei vier Männern, die jeweils am Oberarm amputiert worden waren. Erst im Juli 2019 war es der Forschungsgruppe gemeinsam mit der Alfred Mann Foundation aus den USA gelungen, Sensoren nach Nerventransfers bei drei männlichen Patienten zu implantieren, welche Biosignale zur Steuerung bionischer Prothesen per Funk übermitteln. (me)


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