ImageBiopsy Lab

Die Knochenleser aus Wien

12. August 2021, 9:19 Uhr | ImageBiopsy Lab
v.l.nr.: Christoph Götz (COO), Philip Meier (CCO), Richard Ljuhar (CEO), Matthew DiFranco (CSO) und Zsolt Bertalan (CTO)
© ImageBiopsy Lab

Dieses Start-up diagnostiziert Knochen- und Gelenkerkrankungen mit KI

Junge Gründer, große Ideen - Start-ups trauen sich oft das, wovor große Unternehmen zurückschrecken. Sie machen einfach. Von der Diabetes-App über intelligente Prothesen bis hin zu Pflegerobotern: Kein Vorhaben scheint zu groß oder abwegig. Unternehmergeist ist nicht nur löblich, sondern gerade in der Medizintechnik nötig. Hier sind Start-ups keine Konkurrenten von Unternehmern und Ärzten, sie sind ihre Partner.

Wir möchten einige dieser Köpfe und ihre Ideen genauer vorstellen. Dieses Mal: ImageBiopsy Lab. Das Unternehmen aus Wien entwickelt KI-Software zur Analyse von Röntgenbildern des Bewegungsapparats.

Wie lautet euer Elevator Pitch?

Die Diagnostik in der muskuloskelettalen Radiologie, Orthopädie und Traumatologie ist komplex und maßgebend für die weitere – häufig invasive – Behandlung. Die Interpretation von Bilddaten ist oft subjektiv sowie abhängig von den Fähigkeiten der Mediziner:Innen und wird zusätzlich erschwert durch die Menge an Daten und den wirtschaftlichen Druck in den Kliniken. Für valide Diagnosen braucht es deshalb einheitliche Standards. Genau hier setzt unsere Software an: Künstliche Intelligenz (KI) hilft dabei, Bilddaten präzise und in Echtzeit zu analysieren und das weitere Vorgehen festzulegen, ohne bestehende Abläufe zu verändern.

Wie seid ihr auf die Idee gekommen?

Richards Vater Davul, der auch Pate der Idee von ImageBiopsy ist, war schon in den 90er Jahren ein Vorreiter der innovativen MSK-Diagnostik. Er hat früh die Vorteile von Technologie und Automatisierung erkannt und sie in seine Arbeit integriert. Eben diesen Fortschrittswillen hat auch Richard geerbt: Nach der Promotion hat er sich eingehend mit Softwareanwendungen beschäftigt, die mithilfe von KI aus Röntgenbildern Informationen aus dem Inneren der Knochen lesen – eine nichtinvasive Biopsie quasi, die auch Namensgeber wurde: Image Biopsy.

Was war euer größter Erfolg?

Der größte Meilenstein seit der Gründung ist mit Sicherheit die erste erfolgreiche Medizinprodukte-Zulassung unsere KI- Technologie in den USA im Jahr 2019 gewesen. Dieses Ziel zu erreichen war für das gesamte Team eine herausragende Leistung, da es ImageBiopsy Lab in die Liga der ersten Unternehmen hievte, welche eine erfolgreiche Medizinprodukte-Zulassung einer muskuloskelettalen KI Software in der USA erfolgreich abgeschlossen haben. Das Team hat damit bewiesen, dass wir nicht nur herausragende deep tech Software entwickeln, sondern auch eine der strengsten Zulassungsverfahren weltweit bestehen können. 

Und der größte Rückschlag?

Den größten Rückschlag erfuhren zu Beginn der Gründungszeit als das Unternehmen einen Antrag für eine Hightech/Startup Förderung stellte. Diese Förderung war grundsätzlich schwer zu beziehen, da es sich um einen hohen signifikanten Betrag handelte. Bedauerlicherweise erhielten wir beim ersten Versuch eine Ablehnung. Dieser Rückschlag sollte uns jedoch nicht davon abhalten, unseren Traum zu verwirklichen. Zwischenzeitlich gelang es uns, eine weitere Finanzierung zu erhalten. Diese Erfahrung brachte uns als Team noch näher  zusammen und motivierte uns, einen weiteren Versuch zu starten. Schlussendlich gelang es uns durch unseren überarbeiteten Businessplan, die Finanzierung für uns zu gewinnen.

Wo seht ihr euch in fünf Jahren?

In fünf Jahren prägen wir das Vertrauen in die digitale Diagnostik maßgeblich mit. Wir versorgen Praxen und Kliniken auf der ganzen Welt mit Lösungen, die ihre bildgebenden Verfahren sicherer und präziser machen. Auch bei Patient:innen schaffen wir ein ausgeprägteres Bewusstsein für die Vorteile von KI in der Medizin – unser Entscheidungsunterstützungssystem sorgt für einen neuen Sicherheitsstandard, den auch sie zu spüren bekommen.

Wie sieht die Medizin der Zukunft aus?

Die Medizin der Zukunft ist digital und ein res publica. Digitale Hilfsmittel werden die Arbeit im medizinischen Sektor, von der es in Zukunft immer mehr geben wird, erleichtern und möglichst vielen Menschen zugänglich machen. Unsere Analysestandards und die Vernetzung der AnwenderInnen helfen letztlich nicht nur Mediziner:Innen bei der Befundung, sondern vor allem den Patient:Innen. Sie profitieren von einer akkuraten Befundung, sodass Leidenszeiten verkürzt und falsche Behandlungswege vermieden werden. Das Ergebnis ist eine effizientere Behandlung und eine schnellere Genesung.
 

Fakten zum Start-up

Name IB Lab GmbH
Gründung November 2016
Kunden Mehr als 50 Krankenhäuser und 300 Radiologen in 11 Ländern
Mitarbeiter 33
Finanzierung 4,5 Mio. € bis Mai 2020, Serie-A-Finanzierungsrunde in Höhe von 10 Mio. € geplant
Homepage www.imagebiopsy.com

 


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