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Gesundes Abnehmen auf Rezept

5. Juli 2021, 14:00 Uhr | Aidhere
Das digitalmedizinisches Unternehmen wurde 2019 von Dr. Tobias Lorenz, Dr. Nora Mehl und Henrik Emmert (v.l.n.r.) in Hamburg gegründet
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Diese App soll Menschen mit Adipositas helfen

Themenwoch mHealth

Junge Gründer, große Ideen – Start-ups trauen sich das, wovor große Unternehmen oft Angst haben. Sie machen einfach. Von der Diabetes-App über intelligente Prothesen bis hin zu Pflegerobotern: Kein Vorhaben scheint zu groß oder gar abwegig. Unternehmergeist ist nicht nur löblich, sondern gerade in der Medizintechnik nötig. Hier sind Start-ups keine Konkurrenten von Unternehmern und Ärzten, sie sind ihre Partner.

Wir möchten einige dieser Köpfe und ihre Ideen genauer vorstellen. Dieses Mal: »Aidhere«. Das Unternehmen aus Hamburg will mit der ersten, digitalen Adipositas-Therapie zanadio eine individuelle und alltagstaugliche Therapie für Menschen mit starkem Übergewicht bieten.

Wie lautet euer Elevator Pitch?

Adipositas gehört in Deutschland zu den Volkskrankheiten: Rund ein Viertel der Erwachsenen ist davon betroffen und es verursacht zahlreiche Folgeerkrankungen wie zum Beispiel Diabetes Typ 2 und Bluthochdruck. Dennoch gibt es so gut wie keine ursächliche medizinische Therapie, die von den Krankenkassen übernommen wird. Stattdessen werden vielfach nur die Symptome behandelt, der langfristige Erfolg bleibt jedoch aus. Mit zanadio wollen wir das ändern: Unser App-basiertes Programm fußt auf den ärztlichen Leitlinien und berücksichtigt Bewegung, Ernährung und Verhalten. Es passt sich individuell an die Bedürfnisse der Nutzer:innen an und lässt sich einfach in den Alltag integrieren. Damit können wir vielen Patient:innen eine große Hilfe bieten.

Wie seid ihr auf die Idee gekommen?

Unsere Gründerin Nora hat schon lange in der Forschung mit Adipositas-Patient:innen gearbeitet und immer wieder erfahren, wie wenig Möglichkeiten diese haben, eine gute und vor allem erreichbare Behandlung zu erhalten. Viele fühlen sich ganz einfach allein gelassen und ihre Ärzt:innen können ihnen auch nur wenige Optionen bieten. Dabei weiß man in der Medizin eigentlich, welcher Therapieansatz für viele Betroffene wirkt und sinnvoll ist. Diese Lücke wollten wir schließen.

Das erste des Start-ups ist die App Zanadio, welche Ende Oktober 2020 alsDiGA im Verzeichnis des BfArM gelistet wurde
Das erste Produkt des Start-ups ist die App Zanadio, welche Ende Oktober 2020 als DiGA im Verzeichnis des BfArM gelistet wurde
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Was war euer größter Erfolg?

Unsere Zulassung als Digitale Gesundheitsanwendung (DiGA) im Herbst 2020. Wir wurden als dritte Anwendung überhaupt in das Verzeichnis des BfArM aufgenommen und haben so den langen Weg in die Regelversorgung geschafft. Für uns und vor allem für die Betroffenen ist das ein Erfolg: Jetzt kann sich jede:r Patient:in mit Adipositas zanadio vom Arzt oder der Ärztin auf Rezept verordnen lassen.

Und der größte Rückschlag?

Eine Erfahrung, auf die wir gerne verzichtet hätten, waren die Folgen des Privacy Shield Urteils im Sommer 2020, woraufhin wir das gesamte Backend unseres Produkts noch einmal neu aufsetzen und viel Arbeit investieren mussten. Als DiGA befinden wir uns in einem stark regulierten Markt und müssen auf dessen Mechanismen oft kurzfristig reagieren - das kann zur Herausforderung werden. 

Wo seht ihr euch in fünf Jahren?

In fünf Jahren ist Adipositas hoffentlich bei Ärzt:innen und Patient:innen als chronische Erkrankung wirklich anerkannt und Menschen mit Adipositas erfahren keine Stigmatisierung und Ausgrenzung mehr. Wenn es normal ist, mit Adipositas zu seinem Arzt oder seiner Ärztin zu gehen, und eine wirksame, medizinische Behandlung zu erhalten - beispielsweise mit zanadio - statt selbst Methoden auszuprobieren, bekommen Patient:innen auch endlich die Hilfe, die sie benötigen. Außerdem möchten wir zanadio und unser Portfolio darüber hinaus noch weiterentwickeln und ausbauen. 

Wie sieht die Medizin der Zukunft aus?

Die Zukunft der Medizin wird digitaler und vernetzter. Vernetzt aber nicht nur im Sinne digitaler Prozesse, sondern digitale Anwendungen und menschliche Interventionen und Handlungen werden immer stärker ineinandergreifen und zusammen eine neue Form der Gesundheitsversorgung ergeben - auch über Sektorengrenzen hinweg. Mit den DiGA wurde schon ein großer Schritt in die digitale Zukunft der Medizin gemacht - in nächster Zeit werden hoffentlich noch viele weitere folgen.

Fakten zum Start-up

Name Aidhere GmbH
Gründung 2019
Kunden k.A.
Mitarbeiter 50
Finanzierung Business Angels & Family Offices
Homepage aidhere.de

 


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