Software für das mIoT

Die Anforderungen steigen mit der Digitalisierung

1. Oktober 2018, 16:00 Uhr | Hartmut Becker (ALE)
Mehr Technik, mehr Verantwortung: Die zunehmende Digitalisierung bringt nicht nur Vorteile, sie stellt Patient und medizinisches Personal auch vor neue Herausforderungen.
© Pixabay

Der deutsche Gesundheitsmarkt befindet sich mitten in der digitalen Transformation und die Zahl der IoT-Geräte nimmt rasant zu. Vor diesem Hintergrund muss die Bedeutung des Netzwerks für die Modernisierung der Gesundheitsversorgung und für die Sicherheit der Patientendaten neu gedacht werden.

Verstärkt wurde in den letzten Jahren in Deutschland in die vernetzte Gesundheitsversorgung investiert. Das Gesundheitswesen, genauer gesagt die Krankenhäuser, durchläuft eine umfassende digitale Transformation. Die Vorteile sind überzeugend – von verbesserten Ergebnissen für die Patientengesundheit bis zu reduzierten Gesamtkosten und höherer Wettbewerbsfähigkeit. Das wurde zum Teil durch den Erfolg des Internet der Dinge (IoT) begünstigt, das neue Optionen für die Konnektivität im Gesundheitswesen bietet. Die International Data Corporation (IDC) geht davon aus, dass das IoT in Westeuropa in den nächsten fünf Jahren dramatisch wachsen und die Zahl der angeschlossenen »Dinge« von 3,1 Milliarden im Jahr 2014 auf 8,3 Milliarden im Jahr 2020 steigen wird.

Diese Entwicklungen bringen enorme Vorteile, nicht nur für Patienten, sondern auch für das Pflegepersonal. Gleichzeitig bedeutet die erhöhte Anzahl von IoT-Geräten aber auch einen höheren Bedarf an Sicherheitsmechanismen. Die Ransomware-Angriffe mit WannaCry und Petya belegen die Herausforderungen, vor denen Krankenhäuser heute stehen. Mit der Zahl der angeschlossenen Geräte im Netzwerk steigt auch die Zahl der potenziellen Schwachstellen für unberechtigten Zugriff oder die Ausbreitung von Cyber-Angriffen. Insbesondere in folgenden drei Bereichen zieht das Gesundheitswesen Vorteile aus der digitalen Disruption.

Healthcare-Informationssysteme

Die Digitalisierung von Patientenakten und die Umstellung von papierbasierten auf elektronische Patientenakten (EMRs) ist heute Standard. Die Healthcare Information Management Systems Society (HIMSS) hat einen Fahrplan definiert, den Krankenhäuser einhalten müssen, wenn sie sich als »papierloses Krankenhaus« bezeichnen wollen. Dadurch entfällt der zeitraubende Austausch von Papierunterlagen zwischen den Krankenhäusern, und der jeweilige Leistungserbringer kann unabhängig von seinem Standort die aktuellen Informationen des Patienten einsehen. Das Unternehmen zeichnet Krankenhäuser, die Stufe 7 erreicht und somit komplett auf papierloses Arbeiten umgestellt haben, mit dem EMRAM-Award aus (Tabelle). Bereits 2011 erhielt das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) als eine der ersten europäischen Einrichtungen die Auszeichnung.

Medizinische Geräte 

Anstelle von unbeweglichen oder fest installierten Geräten, die nicht an das Netz angeschlossen sind, nutzen Krankenhäuser zunehmend medizinische Sensoren, BioMed-Geräte, medizinische Wearables oder OP-Roboter. Auf dem schnell wachsenden Markt für medizinische Geräte und Anwendungen ergeben sich ständig neue Möglichkeiten für die Automatisierung, Datenerfassung und Datenanalyse. Mit verbundenen Geräten, die das Krankenhauspersonal entlasten und wichtige Patientenbeobachtungen melden, können Krankenhäuser die Qualität der Patientenversorgung effizient steigern (Bild 1).


EMRA-Model

Stufe
Kumulative Voraussetzung
Stufe 7Lückenlose elektronische Patientenakte (EMR) integriert alle klinische Bereiche (z.B. Ambulanz, Intensivstation, Notaufnahme) und ersetzt alle (medizinischen) Papierakten; Einsatz von Standards zum Datenaustausch für die integrierte Versorgung; Data Warehouse als Basis für klinische- und betriebliche Analysen.
 
Stufe 6Klinische Dokumentation interagiert mit intelligenter klinischer Entscheidungsunterstützung (basierend auf diskreten Datenelementen) und Vorhandensein eines IT-gestützten, geschlossenen Medikationsabgabeprozesses (closed loop medication).
 
Stufe 5Integrierte Bildmanagementlösung (z.B. PACS) ersetzt alle filmbasierten Bilder.
 
Stufe 4Elektronische Verordnung mit klinischer Entscheidungsunterstützung (basierend auf einer Rules-Engine) in mindestens einem klinischen Bereich und für Medikation.
 
Stufe 3IT-gestützte klinische Dokumentation sowie Einsatz elektronischer Verordnungen durch Ärzte bzw. Pflegepersonal; dies beinhaltet auch die Dokumentation der Medikamenten­gabe (eMAR).
 
Stufe 2Eine Elektronische Patientenakte (bzw. ein Clinical Data Repository) ermöglicht die Zusammenfassung und Normalisierung von Daten aus verschiedenen klinischen Quellen im gesamten Krankenhaus.
 
Stufe 1Informationssysteme für die großen diagnostischen und versorgenden Abteilungen (Labor, Radiologie, Apotheke) sind installiert bzw. Daten von externen Dienstanbietern können elektronisch verarbeitet werden.
 
Stufe 0Informationssysteme für die großen diagnostischen und versorgenden Abteilungen (Labor, Radiologie, Apotheke) sind nicht installiert bzw. Daten von externen Dienstanbietern können nicht elektronisch verarbeitet werden.
 

 

EMRA-Model: Der Weg zum papierlosen Krankenhaus.
 
Quelle: HIMSS Analystics

Zusammenarbeit 

Auch im Gesundheitswesen erfolgt heute vieles standortübergreifend. Patienten, Ärzte und Mitarbeiter arbeiten auf neue Weise zusammen und nutzen eine Kombination von Instant Messaging, Multimedia und Sprache für ihre Interaktionen. Diese telemedizinischen Interaktionen können vollständig integriert werden, sodass sie über cloudbasierte Lösungen Teil der medizinischen Applikationen werden. Davon können Patienten an entfernten Standorten profitieren, weil sie für Behandlung und Therapie weite Wege sparen. Das Krankenhauspersonal kann standortübergreifend zusammenarbeiten und so den Wissensaustausch und die Entscheidungsfindung im Krankenhaus fördern.

ALE
Bild 1. Die Patientendaten stets im Blick: Moderne Überwachungsmonitore zeigen wichtige Parameter nicht nur an, sie senden sie im besten Fall auch direkt an die elektronische Patientenakte.
© Pixabay

  1. Die Anforderungen steigen mit der Digitalisierung
  2. Das Internet der »Gesundheits-Dinge« optimiert die Pflege

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