Sehen, Fühlen, Üben

Premiere eines virtuellen OP-Trainers auf der Medica

7. November 2018, 17:00 Uhr | Fraunhofer IIS
»HandsOn.surgery«-Trainer: virtueller Knochen mit Risikostrukturen und Fräse (rechts oben).
© Fraunhofer IIS

Vom 12. bis zum 15. November 2018 präsentieren Forscher des Fraunhofer-Instituts für Integrierte Schaltungen IIS auf der Medica den Prototypen eines virtuellen OP-Trainers. »HandsOn.surgery« hilft Chirurgen, sich auf den jeweiligen Patientenfall vorzubereiten und diesen virtuell zu üben.

Das Fräsen im Felsenbein ist sowohl für das operative Einsetzen von implantierbaren Hörgeräten, als auch bei der operativen Behandlung von Tumorerkrankungen nötig. Operationen am Felsenbein sind für jeden Chirurgen Herausforderung und Risiko zugleich, da dort unter anderem der Gesichtsnerv im Knochen versteckt verläuft und aufgrund des engen Zugangs eine besonders beschränkte operative Sicht herrscht.

Angehende Operateure benötigen daher intensives Training, um derart schwierige Eingriffe routiniert durchführen zu können. Bisher beschränkt sich die Möglichkeit zur Fortbildung auf wenige spezialisierte Zentren in Deutschland, was ein flächendeckendes Training unmöglich macht. Der virtuelle OP-Trainer unterstützt Ärzte in ihrer Aus- und Weiterbildung und soll helfen, die OP-Zeit und das Verletzungsrisiko zu minimieren.

Eintauchen in die Operation durch 3D-Monitor oder VR-Brille

Mit HandsOn.surgery üben Chirurgen individuelle Eingriffe unter anderem in der Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie, Orthopädie und anderen Bereichen bereits vor der eigentlichen Operation am digitalen Zwilling des Patienten: ohne Risiko, jederzeit und beliebig oft.

Mit dem hoch-immersiven OP-Trainer HandsOn.surgery können Ärzte eine virtuelle Operation sehen, fühlen und trainieren. Durch die Nutzung realer CT-Patientendaten, des Force-Feedbacks beim Einsatz des chirurgischen Werkzeugs, der intuitiven Auswahl am Touchscreen und Verwendung eines 3D-Monitors oder VR-Brille erleben Ärzte die Operation, als ob sie diese live am Patienten durchführten, inklusive Original-Sound aus dem Operationssaal.

Live-Tests auf der Medica

Besucher können sich die Technologie erstmalig auf der Medica vom 12.–15. November 2018 in Düsseldorf am Stand G05 in der Halle 10 ansehen und selbst testen.

Hintergrund

HandsOn.surgery ist im Rahmen des Projekts »HaptiVisT« entstanden, das durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) unter dem Förderkennzeichen 16SV7559 vom 1. Juni 2016 bis 31. Mai 2019 gefördert wird. Ziel des Projektes ist die Entwicklung und Evaluierung eines haptisch-visuellen Lernsystems für chirurgische Eingriffe, das sowohl in Krankenhäusern in der Stadt wie auch auf dem Land eingesetzt, dem Facharztmangel in der Fläche begegnen soll.

»HaptiVisT« ist ein Gemeinschaftsprojekt des Fraunhofer IIS mit der Szenaris GmbH (Verbundkoordinator), der Klinik und Poliklinik für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde des Universitätsklinikums Leipzig, der Klinik und Poliklinik für Unfallchirurgie des Universitätsklinikums Regensburg, der Ostbayerischen Technische Hochschule Regensburg, der SeeFront GmbH und der Haption GmbH.

(me)


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