Ambient Assisted Living

Sofa-Surfen mal anders

4. Februar 2013, 13:05 Uhr | Ralf Higgelke
Auf Knopfdruck in der Ruderregatta: Der GEWOS-Sessel hält Senioren auch in den eigenen vier Wänden fit.
© Fraunhofer IIS

Jeder von uns möchte auch im Alter seinen individuellen Interessen nachgehen. Das ist jedoch nur möglich, wenn wir gesund und fit bleiben. Fraunhofer-Forscher haben einen Sessel entwickelt, der das Fitnessstudio per Knopfdruck nach Hause holt.

Von außen betrachtet sieht »GEWOS« wie ein handelsüblicher Sessel aus. Auch beim Sitzen spürt man keinen Unterschied. Doch der erste Eindruck täuscht. Ein Blick ins Innere offenbart Sensoren, Platinen und allerhand Drähte. Eingebaut in Sitzkissen, Rücken- und Armlehne misst die eingebaute Mikrosystemtechnik kontinuierlich den Gesundheitszustand der sitzenden Person. So ermittelt das System die wichtigsten Körperfunktionen und die korrekte Sitzposition. Weichen die Werte von den Vorgaben ab, zeigt das System dem Nutzer, wie er seine Ausdauer trainieren oder gesünder sitzen kann.

Via Bluetooth und WLAN landen die Daten über einen im Sessel integrierten Tablet-PC auf dem Fernseher. Der Nutzer sieht hier auf einen Blick, wie sich Herzfrequenz, Sauerstoffsättigung des Bluts, Blutdruck oder Körpergewicht in einem bestimmten Zeitraum entwickeln. Mit Hilfe der aufgezeichneten Daten erstellt ein virtueller Gesundheitsassistent auf den Anwender angepasste Trainingspläne und optimiert diese je nach Trainingsfortschritt.

Bewegen sich die Werte nicht innerhalb eines vorgegebenen Bereichs, empfiehlt der Gesundheitsassistent beispielsweise mehr Bewegung. Der Sessel verwandelt sich dann in eine Rudermaschine, wie man sie aus dem Fitnessstudio kennt. Die Armlehnen werden dabei zu Rudern und unten klappt eine Stütze für die Füße aus. Einzelne Übungen lassen sich einfach über den Fernseher abrufen. Auch hier zeichnen die Sensoren alle Messwerte auf und der Gesundheitsassistent zeigt an, wenn Übungen nicht richtig ausgeführt werden.

Eine erste Bewährungsprobe hat der Sessel bereits erfolgreich gemeistert. Auf dem AAL-Kongress 2012 (Ambient Assisted Living) testeten hundert Senioren GEWOS und wählten das System unter 14 verschiedenen Assistenzprodukten auf den ersten Platz.

Um die Möglichkeiten des Systems weiter auszubauen, wollen die Wissenschaftler den Spieltrieb des Menschen nutzen. Die Senioren sollen nicht nur beim Rudern gegen imaginäre Konkurrenten antreten können, sondern auch durch Gedächtnisspiele zum Mitmachen angeregt werden. Zum Beispiel, indem sie sich einzelne Segmente des Sessels merken und diese im Anschluss mit der entsprechenden Körperpartie belasten müssen. Auf der CeBIT (Halle 9, Stand E08) können Besucher den Sessel live testen.

An dem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Projekt »GEWOS – Gesund wohnen mit Stil« sind neben dem IIS sechs weitere Partner aus Wirtschaft und Forschung vertreten. Ziel ist es, ein Assistenzsystem zu schaffen, das einfach zu bedienen ist und von den Senioren akzeptiert wird. Neben dem Bewegungssessel umfasst GEWOS eine Webplattform als zentrale Schnittstelle des Informationsmanagements. Darüber lassen sich die gesundheitsrelevanten Daten abrufen sowie Ärzte und Gesundheitsexperten einbinden. Senioren sollen sich so lange wie möglich selbstständig in ihren eigenen vier Wänden bewegen können. Mit dem Bewegungssessel sollen sie sich auf einfache Weise und motivierende Weise fit halten.


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