Neue Finanzierungslösungen

Technologischer Fortschritt im Gesundheitswesen

20. September 2017, 9:00 Uhr | Kai-Otto Landwehr
© MEDIZIN+elektronik

Überholtes Equipment und Investitionsstau vermindern die Leistungsfähigkeit deutscher Krankenhäuser und Kliniken. Doch ein begrenztes Budget erschwert vielfach die Anschaffung neuer Geräte. Nachhaltige nutzungsorientierte Geschäftsmodelle können Erleichterungen verschaffen.

Obwohl das Zeitalter der Digitalisierung auch längst im Gesundheitswesen Einzug gehalten hat, ist die Ausstattung von Krankenhäusern oftmals überholt. Dem steigenden Wettbewerbsdruck und kleinen Investitionsbudgets, die Gesundheitsbetriebe vor große Herausforderungen stellen, kann mithilfe von innovativen Finanzierungs­instrumenten begegnet werden: Durch maßgeschneiderte Lösungen können notwendige Investitionen in neue Techniken ermöglicht werden – trotz knapper Kassen im Gesundheitssektor. 

Auch in vielen deutschen Krankenhäusern gibt es einen erhöhten Investitionsbedarf: Nur ein Viertel aller Krankenhäuser ist in der Lage, die notwendigen Investitionen zu tätigen[1]. Die öffentlichen Fördermittel der Bundesländer reichen nicht aus, um die baulich-technische Infrastruktur zu erneuern. Auch die Gewinnmargen der Krankenhäuser sind unzureichend, um den Investi­tionsbedarf zu decken. Daher können Krankenhäuser nicht genügend in die Erneuerung ihrer Geräte investieren. Die mangelnde Investi­tionsfinanzierung trägt dazu bei, dass veraltete Technik und ineffiziente Prozesse eine nachhaltige Verbesserung der Situation nicht ermöglichen und so viele Krankenhäuser Verluste verzeichnen. 

Nutzungsorientierte Modelle 

Alternative Finanzierungsinstrumente können hier Abhilfe schaffen: Insbesondere nutzungsorientierte Geschäftsmodelle bieten eine geeignete Finanzierungsmöglichkeit für den Austausch veralteter medizinischer Geräte. Mit diesem sogenannten Pay-to-Use-Konzept können Gesundheitsbetriebe auf modernste Technik zurückgreifen, indem nicht die Geräte selbst, sondern deren Nutzung bezahlt wird. Der Zahlungszeitraum entspricht ungefähr der Betriebsdauer des Geräts, wodurch die technologische Überalterung verhindert wird. Diese nutzungsorientierten Ansätze bieten passende Lösungen für zukunftsträchtige Technologien in Form von Leasing- und Mietkaufmodellen.

Nutzungsorientierte Geschäftsmodelle ermöglichen darüber hinaus eine verbesserte Kostentransparenz. Damit Anbieter im Gesundheitssektor davon profitieren können, müssen diese Konzepte genau auf die jeweiligen Bedürfnisse abgestimmt sein. Insbesondere herstellernahe Finanzierer können dabei durch ihre Expertise im Bereich der neuesten Technologietrends und ihrem Wissen um die Herausforderungen im Gesundheitswesen, Krankenhäusern und anderen Gesundheitsbetrieben behilflich sein.

Nutzungsorientiere Finanzierungsmodelle werden laut einer aktuellen Studie von Siemens Financial Services (SFS) immer mehr an Bedeutung gewinnen. Durch die zunehmende Verschmelzung von technologischer Innovation mit flexiblen Finanzierungsansätzen werden Unternehmen zunehmend ganzheitliche Lösungen geboten. Auch Krankenhäusern und Kliniken mit schrumpfendem Budget kann somit die Anschaffung von neuer Medizintechnik ermöglicht und Prozesse effizienter und kostengünstiger gestaltet werden. 

Ergebnisorientierte Geschäftsmodelle als Trend 

Neben nutzungsorientierten Geschäftsmodellen weisen sogenannte Pay-for-Outcomes-Modelle in einigen Branchen ein schnelles Wachstum auf. Diese ergebnisorientierten Geschäftsmodelle (Pay-for-Out­comes) richten sich nach dem Resultat. Mit anderen Worten: Der Kunde zahlt nicht für das Gerät, sondern für den Nutzen, den es erzielt, wie etwa eine höhere Energieeffizienz. Somit werden wirtschaftliche Risiken wie die Kapitalbindung vermindert – ein Aspekt, der viele Krankenhäuser aufgrund ihres begrenzten Budgets häufig von notwendigen Investitionen abhält.

Energiespar-Contracting, ein ergebnisorientiertes Modell von Siemens Building Technologies und Siemens Financial Services, ermöglichte beispielsweise den großflächigen Austausch von Beleuchtungssystemen im Universitätsklinikum Heidelberg und die energetische Sanierung der Hauptluftanlagen – ohne den Einsatz eigener finanzieller Ressourcen. Die Modernisierungsmaßnahmen werden durch die garantiert eingesparten Energie- und Betriebskosten getragen. Diese Pay-for-Outcome-Modelle sollen nach Expertenmeinung auch im Gesundheitswesen zukünftig eine größere Rolle spielen.

Literatur 

[1] Wirtschaftsprüfgesellschaft BDO, Deutsches Krankenhausinstitut (DKI): Investitionsfähigkeit der deutschen Krankenhäuser. 2015.

Über den Autor

Kai-Otto Landwehr ist Leiter der Commercial Finance Einheit Deutschland von Siemens Financial Services (SFS)


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