Kardiologie digital

Diese KI geht ans Herz

25. März 2021, 11:00 Uhr | DHZB
Das x-cardiac System in Betrieb auf der Intensivstation IPS 1 des DHZB
© x-cardiac GmbH

Künstliche Intelligenz hilft, Komplikationen bei Herz-OPs zu vermeiden

Nachblutungen und akutes Nierenversagen gehören zu den gefährlichsten Komplikationen nach Operationen am Herzen oder den herznahen Gefäßen. Je früher sie erkannt werden, desto größer ist die Aussicht auf erfolgreiche Behandlungsmaßnahmen. 

Zwar werden die Körperfunktionen und Kreislaufparameter der PatientInnen auf einer modernen herzchirurgischen Intensivstation fortlaufend und mit einer Vielzahl von Messinstrumenten überwacht. Zugleich ist es aber auch für erfahrene Ärztinnen und Ärzte kaum möglich, unter den vielen kontinuierlich ermittelten Überwachungsdaten frühzeitige Anzeichen für Komplikationen »herauszulesen«, noch bevor es zu echten Symptomen kommt.  

KI erkennt Komplikationen rechtzeitig

Ein Team um Professor Dr. med. Alexander Meyer, Mediziner am Deutschen Herzzentrum Berlin (DHZB), hat Algorithmen mit genau dieser Fähigkeit entwickelt.  Dazu bauten Meyer und seine KollegInnen sogenannte »rekurrente neuronale Netzwerke« auf, also Künstliche Intelligenz (KI), die unter Verwendung der gespeicherten und anonymisierten Daten von über 50.000 PatientInnen am DHZB zur Früherkennung von Nachblutungen und des akuten Nierenversagens gleichsam trainiert wurde. Potenziell lebensbedrohliche Zustände können somit vorausgesagt und rechtzeitig durch entsprechende therapeutische Maßnahmen vermieden werden. 

Während der Entwicklungs- und Testphase wurde Alexander Meyer als Stipendiat des »Clinician Scientist Programms« am Berlin Institute for Health (BIH) in der Charité – Universitätsmedizin Berlin gefördert, zusätzlich erhielt das Projekt Fördermittel im Rahmen der durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) ermöglichten BIH-Förderprogramme »Digital Health Accelerator« und »Spark Validation Fund«.

DHZB gründet x-cardiac 

Die Systeme wurden in den Intensivstationen des DHZB seit April 2018 im realen Klinikbetrieb erprobt und werden nun in die zertifizierten Medizinprodukte »x-c-bleeding« und »x-c-renal-injury« überführt, die von der der neue gegründeten Firma x-cardiac vermarktet werden. 

Diese künftigen Medizinprodukte erfüllen darüber hinaus alle Anforderungen zur Förderfähigkeit als klinischen Entscheidungsunterstützungssystem im Rahmen des Krankenhauszukunftsgesetzes (KHZG). Das KHZG fördert mit einem Investitionsprogramm des Bundesgesundheitsministeriums die Digitalisierung in deutschen Krankenhäusern mit insgesamt bis zu 4,3 Milliarden Euro.

Zur Geschäftsführung des neuen Unternehmens gehört neben Alexander Meyer der Berliner Diplom-Kaufmann und Unternehmer Oliver Höppner.

Originalpublikation

Die Studie zur retrospektiven Validierung des Systems zur Vorhersage postoperativer Blutungen wurde in »Lancet Respiratory Medicine« veröffentlicht, die Bewertung des Systems zur Früherkennung des akuten Nierenversagens publizierte Alexander Meyer mit seinem Team im nature partner journal (npj) Digital Medicine.

Links

(me)


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