Steuerung per Kopfbewegungen ermöglicht »Hands-free« Usability
Mit dem RoboticScope hat die BHS Technologies GmbH, Innsbruck (Österreich), eine neue Möglichkeit der optischen Bildgebung bei mikrochirurgischen Eingriffen geschaffen. Operierende steuern das System per Kopfbewegungen. Sie können damit das Operationsfeld in Echtzeit, ganz natürlich im 3D-Videobild erkunden, ohne die Hände aus dem Operationsfeld zu nehmen oder sich der Kamera anpassen zu müssen. In der Münsteraner Fachklinik Hornheide, ein international führendes Zentrum im Bereich der rekonstruktiven Mikrochirurgie und der mikrochirurgischen Brustrekonstruktion, wurde nun erstmals eine Operation in der Plastischen Chirurgie mit dem RoboticScope durchgeführt.
»Wir wollten ein Produkt entwickeln, das sich den Operierenden anpasst und nicht umgekehrt«, sagt Michael Santek, CTO von BHS Technologies. Mit dem RoboticScope könnten die Ärztinnen und Ärzte nun die Hände als ihre wichtigsten Werkzeuge uneingeschränkt nutzen und jederzeit in ergonomischer Körperhaltung operieren. Dadurch kann die Arbeitsbelastung reduziert und die Effizienz gesteigert werden. Patientinnen und Patienten können von einer erhöhten Sicherheit und Zeitersparnis beim Eingriff profitieren.
»Bisher waren wir mit Sichtfeld nah an den Situs gebunden, das sorgte für schwierige Arbeitsverhältnisse. Beim RoboticScope ist die Bewegung des Mikroskops an die Bewegung des Kopfes angepasst. Damit können wir zielgenauer, sicherer und ergonomischer arbeiten«, sagt Prof. Dr. Tobias Hirsch, Chefarzt der Abteilung für Plastische, Rekonstruktive und Ästhetische Chirurgie, Handchirurgie an der Fachklinik Hornheide.
Seit März 2020 ist RoboticScope als Medizinprodukt Klasse I mit dem CE-Zertifikat versehen und somit für den operativen Einsatz in der Europäischen Union uneingeschränkt zugelassen. Bereits vor Markteintritt im Mai 2020 wurde BHS Technologies unter anderem mit dem Tiroler Innovationspreis 2019 der Wirtschaftskammer Österreich, sowie dem Future-Zone Award, als bestes Start-up 2019 ausgezeichnet.
Entscheidende Merkmale sind die beiden aufeinander abgestimmten Komponenten Roboterarm und Head-Mounted Display (HMD). Das HMD erkennt die Kopfbewegungen der Operierenden und verändert die Lage eines 3D-Kamerasystems entsprechend. Der Kamerakopf mit zwei hochwertigen Kameraeinheiten und leistungsstarken LEDs befindet sich über dem Operationsfeld und überträgt ein hochauflösendes 3D-Videobild in Echtzeit an das HMD.
Der Roboterarm arbeitet mit einer Genauigkeit von 0,02 mm. Das Bildformat in 4:3 ermöglicht die Konzentration auf die relevanten Bildausschnitte in höchster Auflösung. Bild- und Videoaufnahmen können während der OP in Echtzeit gespeichert werden, sodass die Daten nach dem Eingriff ohne Zeitverlust zur Verfügung stehen.
Die modulare Bauweise ermögliche ein einfaches und kosteneffizientes Upgraden von einzelnen Teilen des Systems. Durch einen voll digitalen Aufbau der Systemplattform kann mittels regelmäßigen Updates sichergestellt werden, dass die Software jederzeit auf dem aktuellsten Stand ist.
Um einen ersten Eindruck zu vermitteln, hat der Hersteller eigens ein mobiles Operationslabor eingerichtet. Nach individueller Terminvereinbarung können Ärztinnen und Ärzte vor Ort erste Erfahrungen mit dem RoboticScope sammeln. Operationswerkzeuge und künstliche anatomische Strukturen stehen zur Verfügung. Mitarbeiter von BHS Technologies geben Einführungen und detaillierte Einblicke in die vielfältigen Funktionsweisen des Gerätes. (me)