Facebook-Gründer Mark Zuckerberg

Vom Tech-Nerd zum Heiler

29. Januar 2019, 16:30 Uhr | Melanie Ehrhardt
Mark Zuckerberg, Gründer und CEO von Facebook
© Facebook

Mark Zuckerberg hat es sich zum Ziel gemacht, die Welt von allen Krankheiten zu befreien. Gemeinsam mit seiner Frau Priscilla Chan gründete er dafür die Chan-Zuckerberg-Initiative. Neben Geld stecken beide vor allem eins rein: viel Ehrgeiz.

Mit dem ersten Kind verändert sich ja so einiges im Leben der frischgebackenen Eltern. Das gilt natürlich auch für Milliardäre und anscheinend insbesondere für Mark Zuckerberg. Nach der Geburt seiner ersten Tochter im Jahr 2015 kündigte der Facebook-Gründer gemeinsam mit seiner Ehefrau Priscilla Chan an, 99% seiner Firmenanteile im Laufe seines Lebens für wohltätige Zwecke zu spenden. Erstmal sollten knapp drei Milliarden US-Dollar in den nächsten 10 Jahren in Medizin-Projekte fließen. Das hochgesteckte Ziel: die Heilung aller Krankheiten.

Die ersten 600.000 Dollar flossen in ein neues Forschungszentrum namens Biohub in San Francisco. Von dort aus sollen Forscher der Elite-Universitäten Berkeley, San Francisco und Stanford am Masterplan für die Entschlüsselung der Weltkrankheiten arbeiten. [1] Geleitet wird Biohub von der Neurobiologin Cori Bargmann.

Daten sind die beste Medizin

»In der Geschichte der Wissenschaft ging den meisten größten Durchbrüchen die Erfindung neuer Technologien voraus, die ein anderes Denken ermöglichen«, so Zuckerberg. Als Beispiel nennt er die Erfindung des Mikroskops und die Entschlüsselung der DNA-Sequenz. »Diese Werkzeuge schaffen zugleich Fortschritte für die Art und Weise, Krankheiten zu heilen.« Zuckerberg und Chan hoffen nach eigenen Angaben darauf, dass sie mit ihrem Projekt auch andere dazu inspirieren, in die Gesundheitsforschung zu investieren.

Anders als Zuckerberg ist seine Frau kein Tech-Nerd, sondern Ärztin. Diese Verbindung lässt sich in jedem Detail des Vorhabens wiedererkennen: Die Initiative will die Medizin und die Welt der Daten einander näherbringen und viel effektiver miteinander verzahnen als bisher. Sie konzentriert sich deshalb zunächst nicht auf bestimmte Krankheiten, sondern will in jahrelanger Aufbauarbeit vielseitig einsetzbare Datenbanken schaffen. Die sollen es Forschern anschließend leichter machen, konkrete Krankheitsbilder zu verstehen und zu heilen. Dazu gehört eine Art Atlas, der alle menschlichen Zelltypen mit ihren Eigenschaften und Lokalisationen im Körper genau beschreiben soll. [2]

Daten, Algorithmen und neuartige Instrumente für die Zukunft der Gesundheitsforschung – dieses Rezept hat Zuckerberg nicht erfunden. Und ob es tatsächlich gelingt, eines Tages damit alle Krankheiten zu besiegen, bleibt fraglich. Gerade Vertreter der Pharmabranche sind skeptisch – und durch die drei Milliarden Dollar Kapital der Initiative nur mäßig beeindruckt. Allerdings kündigte der Facebook-Chef bereits an, im Zweifel auch Geld nachzuschießen. Wenn alles gut läuft.[2]

Wundermittel Künstliche Intelligenz

2017 tätigte die Stiftung ihre erste Investition und übernahm die Suchmaschine Meta. Das 2010 gegründete kanadische Startup hat Zugriff auf den Volltext von 18.000 Fachzeitschriften und Literaturquellen. Es handelt sich also um eine Suchmaschine für 26 Millionen wissenschaftliche Fachtexte. Die Besonderheit dabei: Meta setzt auf den Einsatz von Künstlicher Intelligenz.[3] Die Maschine erkennt so Zusammenhänge zwischen Autoren und Zitate und kann dadurch zum Beispiel bewerten, welche Studien besonders relevant oder bahnbrechend in einem speziellen Forschungsgebiet sind. Zudem bietet die Plattform Zugang zu den Beiträgen von Fachzeitschriften und Aufsätzen.[4]

Allerdings geht es der CZI nicht nur um Geld, sondern auch um konkrete Forschung. So arbeiten Wissenschaftler unter anderem an einem drahtlosen Implantat, kurz »Wand« genannt. Dies werde derzeit bei Primaten getestet. Laut einer ersten Studie, die am Silvesterabend 2018 veröffentlicht wurde, zeichnet das Implantat Bewegungen in Echtzeit auf, kann ebenso Bewegungen stimulieren oder sie unterbrechen. Möglicherweise könnte das Gerät später einmal eingesetzt werden, um Krankheiten wie Epilepsie oder Parkinson zu behandeln, indem sie einen Anfall oder andere störende Bewegungen unterbrechen oder sogar unterbinden.[5]

Mark Zuckerberg ist nicht der erste Tech-Milliardär, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, die Welt von Krankheiten und Seuchen zu befreien. Bill Gates macht das im Rahmen seiner Bill & Melinda Gates Stiftung bereits seit 1994. Dafür gab es nicht immer nur Lob und Anerkennung, sondern auch viel Kritik. Bleibt die Frage, wie Zuckerberg mit Gegenwind umgehen wird. Facebook entstand bekanntlich ja nach einer unschönen Auseinandersetzung mit seiner damaligen Freundin.

Quellen:

[1] P.  Farley u.a.: $600M Chan Zuckerberg 'Biohub' led by UCSF, UC Berkeley announced (21.09.2016), https://www.universityofcalifornia.edu/news/600m-chan-zuckerberg-medical-science-biohub-led-ucsf-uc-berkeley-announced (Stand: 29.01.2019)

[2] S. Kutter .a.: Neue Heiler aus dem Silicon Valley (29.09.2016), https://www.wiwo.de/technologie/forschung/chan-zuckerberg-initiative-neue-heiler-aus-dem-silicon-valley/14624196.html (Stand: 29.01.2019)

[3] o.A.: Mark Zuckerberg kauft die KI-Suchmaschine Meta (o.J.), https://www.trendsderzukunft.de/mark-zuckerberg-kauft-die-ki-suchmaschine-meta-und-macht-sie-frei-zugaenglich/ (Stand: 29.01.2019)

[4] J. Steger: Chan-Zuckerberg-Initiative kauft Suchmaschine (24.01.2017), https://www.handelsblatt.com/unternehmen/management/facebook-chef-chan-zuckerberg-initiative-kauft-suchmaschine/19297498.html?ticket=ST-502558-raPfRfiCkfGvhdUJ2OBs-ap5 (Stand 29.01.2019)

[5] S. Knoll: Zuckerberg und Chan stützen Forschung mit Aktienverkauf (07.01.2019), https://www.internetworld.de/social-media/facebook/zuckerberg-chan-stuetzen-forschung-aktienverkauf-1665550.html (Stand: 29.01.2019)


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