Subscription Economy

Ein Online-Marktplatz für Radiologen

19. November 2020, 11:18 Uhr | Zuora
Mittlerweile kann man ja alles online erwerben, warum also nicht auch Radiologiebefunde?
© Pixabay

So verändern sich die Geschäftsmodelle in der Diagnostik

Die umfassende Verfügbarkeit der Online-Kommunikation, Cloudanwendungen, Künstliche Intelligenz, Blockchain und das Internet der Dinge sind die wesentlichen technologischen Treiber, die zur stetig fortschreitenden Digitalisierung in unserer Gesellschaft beitragen. Damit einhergehend ändern sich auch die Geschäftsmodelle in den meisten Branchen. Die flexible Nutzung von Produkten und Dienstleistungen steht heute im Vordergrund.

Subscription Economy heißt dieser Trend – darunter versteht man Angebote, bei denen die Monetarisierung über digitale Zusatz-Services, flexible Abonnement-Modelle oder Pay-per-Use erfolgt. Seinen Anfang hat diese Entwicklung in der Software- und Medienbranche genommen. Hier sind Angebote in Form von Software-as-a-Service (SaaS) und Streamingdienste für digitale Inhalte inzwischen der Standard. Aber auch in vielen anderen Branchen sind Geschäftsmodelle der Subscription Economy auf dem Vormarsch. 

Das Amazon für die Radiologie

Aber auch in der der medizinischen Versorgung können Geschäftsmodelle der Subscription Economy Vorteile bringen – für Anbieter und Patienten, zum Beispiel in der Radiologie. Bei modernen bildgebenden Verfahren werden die Daten heute bereits in der Regel digital erfasst und weiterverarbeitet. Die oben genannten Technologien bieten aber noch viel weitreichendere Möglichkeiten.  Zum Beispiel nennt Florian Rachny, CFO von Befund24 – einer Ausgründung von Siemens Healthineers –, eine der aktuellen Herausforderungen der Radiologie: »Selbst kleinere Krankenhäuser verfügen zwar heute oft über die radiologischen Geräte, ein Radiologe, der dann auch die Befundung vornehmen kann, ist dagegen nicht immer verfügbar.«

Cloudbasierte Plattformen für die Radiologie ermöglichen Krankenhäusern und Medizinern sehr einfach zusammenzuarbeiten, auch dann wenn der Radiologe selbst nicht vor Ort ist.
Cloudbasierte Plattformen für die Radiologie ermöglichen Krankenhäusern und Medizinern sehr einfach zusammenzuarbeiten, auch dann wenn der Radiologe selbst nicht vor Ort ist.
© Befund24

Dies gilt besonders nachts sowie an Wochenenden und Feiertagen. Durch die Digitalisierung ist es nun aber möglich, dass ein Radiologe die Befundung vornimmt, der sich gar nicht vor Ort im Krankenhaus befindet. Diese sogenannte Teleradiologie ist aber nur der erste Schritt und im Prinzip auch nicht neu. Die Weitergabe von Aufnahmen an Radiologen – etwa um eine Zweitmeinung einzuholen oder einen Spezialisten zu konsultieren – war auch in der Vergangenheit schon möglich.

Die bisher für solche Fälle bestehenden Vereinbarungen zwischen Krankenhäusern und Radiologen sind in der Regel aber sehr unflexibel. Genau hier kann ein neues Geschäftsmodell für Abhilfe sorgen. »Um eine höhere Flexibilität zu bieten, haben wir mit Befund24 quasi einen Online-Marktplatz geschaffen, auf dem Krankenhäuser und Radiologen flexibel Leistungen abfragen und anbieten können«, so Rachny. Das System basiert auf einer Cloud, das Krankenhaus lädt entsprechende Bilder, Vorstudien und medizinische Fragestellungen hoch – der Radiologe erstellt den entsprechenden Befund und stellt diesen wiederum in der Cloud zur Verfügung.

Auf dem Weg zu neuen Geschäftsmodellen

Die Abrechnung erfolgt auf Basis der durchgeführten Befunde direkt zwischen Krankenhaus und Radiologen. Die Krankenhäuser bezahlen nur, wenn sie tatsächlich Befunde benötigen und diese über die Cloud-Plattform abwickeln (Pay-per-Use). Der Betreiber des Marktplatzes erhält dabei eine Vermittlungsprovision pro Auftrag.

Der Service bietet den Kunden – also den Krankenhäusern und den Radiologen – aber noch einen weiteren wesentlichen Vorteil, der bei vielen der neuen Geschäftsmodelle im Vordergrund steht: Flexibilität. Auf der einen Seite können Krankenhäuser auf ein großes Netzwerk von Radiologen in ganz Deutschland zurückgreifen. Auf der anderen Seite haben die Radiologen die Möglichkeit, flexibel tätig zu sein. Es liegt in ihrem eigenen Ermessen, ob sie nachts oder an Sonn- beziehungsweise Feiertagen zur Verfügung stehen. »Die Radiologen, die ihre Leistungen bei uns anbieten, können flexible Arbeitszeitmodelle umsetzen, die in der heutigen Gesellschaft immer mehr gefragt sind«, sagt Rachny.

Um Geschäftsmodelle der Subscription Economy umzusetzen, ist in der Regel eine dritte Cloud notwendig.
Um Geschäftsmodelle der Subscription Economy umzusetzen, ist in der Regel eine dritte Cloud notwendig.
© Befund24

Datenschutz und Datensicherheit sind im Medizin-Bereich natürlich von großer Bedeutung. Ein unautorisierter Zugriff sowohl auf die radiologischen Daten als auch auf die Befunde muss daher sicher vermieden werden. Befund24 hat dazu ein Sicherheitssystem implementiert, das sowohl die Daten als auch die Befunde direkt beim Hochladen sicher verschlüsselt. Der Anbieter selbst kann nicht auf die zugreifen und sämtliche Daten werden zudem direkt gelöscht, wenn die Befundung abgeschlossen ist.

Subscription-Modelle für den Arzt und das Krankenhaus-Management 

Mit neuen Geschäftsmodellen, wie der Ausgründung von Befund24, versucht Siemens Healthineers seine Position im Markt zu festigen beziehungsweise weiter auszubauen – zunehmend auf Seite der Software. »Die Hardware – das gilt ganz besonders für die Radiologie – ist technologisch schon sehr ausgereift«, sagt Thomas Hummel, Head of Strategy und Innovation bei Siemens Healthineers. In Software und Dienstleistungen zum Beispiel rund um die radiologische Befundung sehe man aktuell die größten Wachstumspotentiale. 

So ist Radiologie-Marktplatz auch nicht das einzige Angebot, das auf Geschäftsmodelle der Subscription-Economy setzt. Der Einsatz Künstlicher Intelligenz kann etwa standardisierte Abläufe bei der Auswertung der bildgebenden Verfahren teilweise übernehmen, um dadurch die Radiologen von Routinetätigkeiten zu entlasten. Digitalisierung kann für Hersteller auch eine Möglichkeit der besseren Kundenansprache sein. Mit Pay-per-Use-Modellen können Kunden beispielsweise Funktionalitäten flexibel dazu buchen, die sie nur selten benötigen. »Wir wollen hier auch zu einem Subscription-Modell kommen, bei dem der Arzt bei Bedarf ganz einfach zusätzliche Funktionalitäten freischalten kann«, sagt Hummel. 

Neue Geschäftsmodelle bietet Siemens Healthineers auch für Verwaltungsaufgaben im Krankenhaus an. Die ebenfalls cloudbasierte Applikation »teamplay« bietet ein Netzwerk für Ärzte und anderes medizinisches Personal, mit dem sich die bildgebenden Geräte und Verfahren etwa in einem Krankenhaus umfassen verwalten lassen. Auslastungen einzelner Geräte, Arbeitsabläufe, Dosisbelastungen und vieles mehr werden zentral erfasst und lassen sich anschließend online auswerten. Die Daten sind anonymisiert mit den Werten ähnlicher Krankenhäuser vergleichbar, um so die Radiologie der Einrichtung weiter zu verbessern. Eine Online-Zusammenarbeit und der Austausch von Diagnosedaten etwa zu Forschungszwecken sind technisch ebenfalls möglich. 

Der Autor

Michael Mansard ist Principal Business Transformation & Innovation bei Zuora

Der Subscription Economy Index

Zuora erhebt seit 2012 den Subscription Economy Index (SEI), der das reale Marktwachstum der agilen Abonnementbranche erfasst. Die Analysen hinterleuchten neben den nackten Umsatzwachstumsraten von Subscriptions auch Abwanderungsraten, Wachstum der Kundenbasis, durchschnittliches Umsatzwachstum pro Account, nutzungsbasierter Umsatz und elektronischer Zahlungsverkehr. Analysiert wird all dies auch nach Region, um weltweite Unterschiede zu erfassen. Der vollständige Subscription Economy Index steht kostenlos zum Download bereit unter: https://www.zuora.com/resource/subscription-economy-index/ 

Anmerkung: Dieser Artikel erschien zuerst in der Printausgabe der medical design 3/2020.


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