Bill & Melinda Gates Foundation

Guter Zweck, schlechte Methoden?

11. September 2019, 8:00 Uhr | Melanie Ehrhardt
Bill Gates während einer Sitzung im Rahmen des Weltwirtschaftsforums in Davos.
© Gian Ehrenzeller/KEYSTONE/dpa

Die Bill & Melinda Gates Foundation ist die die größte Stiftung der Welt, deren Finanzmittel ähnlich gewaltig sind wie ihre Ziele. Seit fast 20 Jahren verschenken der Microsoft-Gründer und seine Frau dafür ihr Vermögen. Diese globale Wohltätigkeit stößt auch auf Kritik.

Am 20. September 2019 veröffentlicht Netflix die dreiteilige Dokumentation »Inside Bill's Brain: Decoding Bill Gates«. Sie soll sich mit dem gesamten Leben des Microsoft-Gründers befassen – von seiner Jugend über seine Karriere bis hin zu seinem aktuellen Engagement in der Bill & Melinda Gates Foundation. Im Trailer beantwortet Gates unter anderem ein paar Fragen zu seiner Persönlichkeit, zum Beispiel was seine größte Angst ist. Diese sei, dass sein Gehirn aufhört zu funktionieren. Passend dazu hat Gates bereits mehrfach Geld für die Erforschung von Alzheimer bereitgestellt.

Doch nicht nur dem Kampf gegen Alzheimer fühlt sich Gates verpflichtet. Bis 2030 will er Polio und Malaria eliminieren, das Aids-Virus zurückdrängen und die weltweite Sterblichkeitsrate von Kindern unter fünf Jahren halbieren. Diese hohen Ziele schafft man nicht nur mit gutem Glauben. Das wissen auch Bill und Melinda Gates; gemeinsam leiten sie ein Unternehmen, das über knapp 51 Milliarden Dollar Stiftungsvermögen verfügt.

Das Geld stammt vor allem aus den Privatvermögen von Gates und vom Investor Warren Buffett. Seit ihrer Gründung steckte die Stiftung fast 50 Milliarden Dollar in Gesundheits- und Entwicklungsprojekte in mehr als 130 Ländern – auch in Deutschland. Zuletzt durfte sich das Mainzer Biotechnologie-Unternehmen Biontech über eine prominente Finanzspritze von 50 Millionen Euro freuen. Mit dem Geld sollen vor allem HIV- und Tuberkulose-Impfstoffe erforscht werden.

Intransparent, bürokratisch und einseitig

Aber trotz der hohen Ziele und des vielen Geldes gibt es auch Kritik. Die Stiftung sei zu intransparent, zu bürokratisch und propagiere »neoliberale Wirtschaftspolitik und eine konzernfreundliche Globalisierung«, schrieb beispielsweise die Gruppe Global Justice Now. Selbsternannte Wohltäter wie Gates trieben die Welt nur weiter in die falsche Richtung, statt ihr zu helfen.

Der britische Mediziner David McCoy kommt zu dem Schluss, das Stiftungsgeld werde »nicht immer effizient und kostensparend« ausgegeben. Es sei wichtig zu verstehen, dass die Stiftung nicht nur eine Wohltätigkeitsorganisation ist, sondern Einfluss auf Politik, WHO und Weltbank hat. »Sie konzentriert ihren Einfluss und ihr Geld auf wenige ausgewählte Technologien und Krankheiten, insbesondere HIV, Tuberkulose, Malaria und solche, gegen die man impfen kan«, so McCoy in einem Interview. Andere – dringende – Probleme würden vernachlässigt.

Bis zum letzten Penny

Aber was bewegt Leute wie Gates? Selbstlosigkeit? Schuldgefühle? Ein Gotteskomplex? Vielleicht weiß er das selber nicht. Knapp 104 Milliarden Dollar stehen Gates noch zur Verfügung. Amazon-Chef Jeff Bezos hat ihn längst vom Spitzenplatz der Forbes-Liste verdrängt, den Gates 20 Jahre besetzt hatte. Kein Problem, sagt der: »Ich will ja irgendwann gar nicht mehr auf der Liste stehen.« Spätestens zwei Jahrzehnte nach seinem und Melindas Tod – so hat er vorbestimmt – soll  der letzte Penny ausgegeben sein.

Quellen:

T. Jahn: Wo Bill Gates‘ milliardenschwere Stiftung an ihre Grenzen stößt (8.11.2019), https://www.handelsblatt.com/arts_und_style/magazin/bill-und-melinda-gates-foundation-wo-bill-gates-milliardenschwere-stiftung-an-ihre-grenzen-stoesst/23247564.html?ticket=ST-33675160-vyiLprBdEoObKkgfPChR-ap5 (Stand: 10.09.2019)

M.Pitzke: Rastlos in Seattle (18.09.2018), https://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/bill-gates-stiftung-reagiert-auf-kritik-an-entwicklungshilfe-a-1228391.html (Stand: 10.09.2019)

K.Hartmann: »Die Gates-Stiftung ist ein Mittel, um Macht auszuüben« (27.07.2014), https://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/interview-zur-gates-stiftung-mccoy-beklagt-machtmissbrauch-a-981842.html (Stand: 10.09.2019)


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