Start-Up des Monats »Puray«

Mit Licht gegen Keime

17. April 2023, 15:58 Uhr | Ute Häußler
© Puray

Junge Gründer, große Ideen – Start-ups trauen sich das, wovor große Unternehmen oft Angst haben. Diesen Monat stellen wir Puray vor: Das Münchner Team entwickelt medizinische Katheter, die Patienten aktiv vor häufigen OP-Infektionen schützen.

Wie lautet euer Elevator-Pitch?

Katheter-assoziierte Infektionen gehören zu den häufigsten, teuersten und gefährlichsten Komplikationen im OP. Wir entwickeln einen medizinischen Katheter, von dem keine Infektionsgefahr mehr ausgeht. Unser Produkt strahlt UVC-Licht mit einer Wellenlänge, die die einzigartige Eigenschaft besitzt, Erreger abzutöten und gleichzeitig ungefährlich ist für Menschen. So kann der Katheter während des Eingriffs erstmals dauerhaft und sicher desinfiziert werden. Und das Beste: Unsere Technik spart Antibiotika und ist auch gegen multiresistente Erreger wirksam.

Wie seid ihr auf die Idee gekommen?

In der Gefäßchirurgie haben wir gesehen, dass immer wieder Probleme mit Wundinfektionen auftreten. Gleichzeitig haben viele Patienten eine Wunddrainage, um Flüssigkeit abzuleiten. Wir haben uns die Frage gestellt, ob es nicht möglich ist, die Drainage zu nutzen, um etwas gegen die Infektionen zu tun. Oder ist sie vielleicht sogar die Ursache? Tatsächlich lässt sich das bei Wundinfektionen nicht so genau sagen – aber die Idee für Puray war geboren. Im weiteren Verlauf haben wir uns auf Katheter-assoziierte Infektionen (CAUTI) ausgerichtet, denn hier ist die Korrelation zwischen Produkt und Infektion nachweisbar sehr hoch.

Medizintechnik Desinfektion Puray Start-Up Endoskopie
Eduardo, Martin, Crissy und Erick - die Gründer von Puray.
© Puray

Was war euer größter Erfolg?

Unser Team ist stolz darauf, das Gründerstipendium EXIST erhalten zu haben. Es ist eine große Anerkennung für unsere Arbeit und gibt uns die Möglichkeit, uns intensiv auf die Weiterentwicklung unseres Produkts und die Gründung eines eigenen Unternehmens zu konzentrieren. Die Hochschule München ermöglicht es uns im Zuge dessen, Ressourcen und Räumlichkeiten zu nutzen, um zu forschen und entwickeln. Wir sind aber auch stolz darauf, dass wir ein großartiges Team sind und unsere Technologie kontinuierlich verbessern. Wir haben auch viele positive Rückmeldungen von unseren potenziellen Nutzern erhalten, die unsere Arbeit schätzen und anerkennen.

Und der größte Rückschlag?

Bevor wir das Gründerstipendium erhielten, wurde unser Antrag auf die Förderung einmal abgelehnt. Wir waren mit großen Hoffnungen gestartet, daher war die Absage für uns zunächst ein harter Schlag. Rückblickend konnten wir uns dadurch jedoch noch verbessern: Wir haben weitergemacht, unser Konzept überarbeitet und es schließlich überzeugend genug gestaltet.

Wo seht ihr euch in fünf Jahren?

Wir möchten unsere Technologie auch auf andere Arten von medizinischen Schläuchen und Kathetern ausweiten. Dazu zählen kardiovaskuläre und intravenöse Katheter genauso wie Beatmungsschläuche und Drainagen – sprich: überall dort, wo eine Infektionsgefahr für Patienten ausgeht. Wir glauben, dass wir mit unserem Ansatz in Zukunft einen großen Teil aller Krankenhausinfektionen vermeiden können. Wir möchten mit unserer Firma Produkte entwickeln, die Patienten eine bessere medizinische Versorgung ermöglichen und die Gesundheitsbranche positiv beeinflussen.

Wie sieht die Medizin der Zukunft aus?

Die Medizin der Zukunft wird zunehmend personalisiert und auf den individuellen Patienten abgestimmt sein, unter anderem durch Fortschritte in der Genomik und digitalen Technologien. Die medizinische Forschung wird sich auf die Heilung bisher unheilbarer Krankheiten wie Krebs oder neurodegenerativer Erkrankungen fokussieren. Neue Therapien wie Immuntherapien und Gentherapien werden dabei eine wichtige Rolle spielen. Im gesamten Gesundheitsbereich werden präventive Maßnahmen eine größere Rolle spielen – um Krankheiten zu vermeiden, bevor sie auftreten.

Licht ist eine vielversprechende Technologie zur Vermeidung von Infektionen. Durch die gezielte Anwendung von UV-C-Wellen können Viren und Bakterien abgetötet werden, ohne dass Medikamente oder Chemikalien eingesetzt werden müssen. Dies wird insbesondere in klinischen Umgebungen und öffentlichen Verkehrsmitteln helfen, die Verbreitung von Infektionen zu reduzieren. (uh)


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