Ophthalmologie

Smarte Kontaktlinse behebt Irismängel

8. September 2020, 9:15 Uhr | Imec
Imec und die Universität Gent stellen eine intelligente Kontaktlinse vor
© Pixabay

Imec und Partner entwickeln künstliche Iris

Das Forschungszentrum Imec und CMST (eine dem imec angegliederte Forschungsgruppe an der Universität Gent) stellten am Freitag (4. Spetember 2020) zusammen mit ihren Partnern, dem Instituto de Investigación Sanitaria Fundación Jiménez Díaz (Madrid, Spanien) und dem Holst Centre (eine offene Innovationsinitiative von imec und TNO, Niederlande), eine in eine intelligente Kontaktlinse eingebettete künstliche Iris vor. Die Blendenöffnung ist über konzentrische Ringe auf einer integrierten Flüssigkristallanzeige (LCD) abstimmbar.

Die Kontaktlinse ist so konstruiert, dass sie einen ganzen Tag lang betrieben werden kann. Sie bietet eine praktikable Therapie für Menschen, die an Irismängeln wie Aniridie, Aberrationen höherer Ordnung wie Keratokonus und Lichtüberempfindlichkeit oder Photophobie leiden. Über die erste Leistungsbewertung der künstlichen Iris wurde in einem wissenschaftlichen Paper in der Fachzeitschrift Nature berichtet, in denen ihr Potenzial zur Erweiterung der visuellen Schärfe, zur Verringerung optischer Aberrationen und zur Reduzierung der in das Auge einfallenden Lichtmenge auf dynamische Weise demonstriert wird. Der vorgestellte Prototyp wird im Rahmen der Spin-off-Inkubationsinitiative Azalea Vision von Imec und der Universität Gent zu einem medizinischen Gerät weiterentwickelt.

Prototyp der künstlichen Iriskontaktlinse (links) und Blockdiagramm der Volllösung mit einem 4-Ring-LCD auf der obersten Ebene (rechts)
Prototyp der künstlichen Iriskontaktlinse (links) und Blockdiagramm der Volllösung mit einem 4-Ring-LCD auf der obersten Ebene (rechts)
© Imec

Linse ahmt Iris nach

Die menschliche Iris steuert die Pupillengröße als Reaktion auf Licht und reguliert somit die Lichtmenge, die die Netzhaut erreicht. Patienten, die unter Mängeln der menschlichen Iris des Auges wie Aniridie, Aberrationen höherer Ordnung wie Keratokonus und Lichtempfindlichkeit oder Photophobie, die bei Patienten mit chronischer Migräne und Trockenem-Auge-Syndrom (DES) sehr häufig vorkommen, leiden, könnten diese Plattform in Form einer Kontaktlinse verwenden. Die Häufigkeit für diese Gruppen beläuft sich auf mehr als 20 Millionen Patienten.

Aktuelle Lösungen wie Kontaktlinsen mit fester Iris, künstliche Irisimplantate oder Brillen mit variabler Transparenz ahmen die normale Funktionalität der Iris nicht vollständig nach. Sie beeinflussen zum Beispiel nicht die Tiefenschärfe und behindern somit ein scharfes Sehen. Die künstliche Irislinse ist in der Lage, die Pupillengröße dynamisch zu verändern, wodurch zwei Funktionsebenen des Auges wieder hergestellt werden, nämlich die Lichtanpassung und die erweiterte Tiefenschärfe
Gegenwärtig konzentriert sich das Azalea Vision Team auf die Validierung dieses Geräts mit Patienten und Freiwilligen in klinischen Studien, um ein funktionelles, robustes und sicheres Gerät für verschiedene Augenerkrankungen mit Lichtempfindlichkeit und mangelnder Sehschärfe zu entwickeln. (me)


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