Start-up des Monats

Per Handyfoto zum Dermatologen

9. März 2020, 10:30 Uhr | medical design
Tobias Wolf (l.)und Philipp S. F. Wustrow: »Wir wollen die Dermatologie nachhaltig verbessern.«
© OnlineDoctor

Junge Gründer, große Ideen – Start-ups sind auch für die Medizin zu wichtigen Innovatoren geworden. Wir möchten einige dieser Köpfe genauer vorstellen. Wir möchten einige dieser Köpfe und ihre Ideen genauer vorstellen. Dieses Mal: »OnlineDoctor«.

Wie lautet euer Elevator Pitch?

Vorbei sind die Zeiten, in denen Patienten drei Monate auf einen Termin beim Hautarzt warten mussten. Mit OnlineDoctor erhalten Patienten innerhalb weniger Stunden eine professionelle Einschätzung und Handlungsempfehlung des Hautproblems. Der Patient schickt 3 Fotos des Hautproblems über die Plattform an einen der 270 Hautärzte* und füllt einen kurzen, medizinischen Fragebogen aus. In 86% der Fälle können die Patienten ausschließlich über unsere Plattform behandelt werden und es ist kein persönlicher Arztbesuch erforderlich.

*in Deutschland und der Schweiz

Wie seid ihr auf die Idee gekommen?

Unser Mitgründer Dr. Paul Scheidegger ist Dermatologe und erlebte selbst, wie Patienten aber auch Verwandte und Freunde unzählige Bilder über Whatsapp, Email oder SMS mit der Bitte zur Sichtung versendeten. Das Problem: Die Anfragen kommen über unprofessionelle Kanäle, die keinen ausreichenden Datenschutz bieten. Außerdem können die Anfragen nicht dokumentiert werden und es fehlen wichtige Informationen zum Krankheitsverlauf und Symptomen. Es drängte sich die Frage auf: Warum gibt es noch keine professionelle Lösung für dieses Problem? Scheidegger diskutierte dies mit den zwei weiteren Mitgründern Dr. Philipp S. F. Wustrow und Tobias Wolf, die das Potential für die teledermatologische Behandlung schnell erkannten.

Was war euer größter Erfolg?

Die positive Resonanz der Dermatologen und der große Nutzen auf Patientenseite sind ein Riesenerfolg für uns: OnlineDoctor wird mittlerweile von mehr als 20% der Schweizer Dermatologen genutzt und bewährt sich dort in mehreren tausend Behandlungen mit einer Fallabschlussquote von 86 Prozent. Das bedeutet, dass nur 14% der Patienten nach der Ersteinschätzung in der Praxis eines Facharztes vorstellig werden muss. Darüber hinaus freuen wir uns sehr, dass wir für die schnelle Erschließung des deutschen Marktes den Berufsverband der Deutschen Dermatologen (BVDD) als Partner gewinnen konnten. Hier sind mehr als 90 % der deutschen Hautärzte organisiert.

Und der größte Rückschlag?

Eine große Herausforderung bleibt das Thema Erstattungsfähigkeit. Bei  OnlineDoctor handelt es sich um eine individuelle Gesundheitsleistung, für die die gesetzlichen Krankenkassen nicht erstattungspflichtig sind. Wir wünschen uns natürlich die Erstattungsfähigkeit für alle gesetzlich Versicherten und sind zuversichtlich, dass die Krankenkassen die Vorteile der Online-Konsultation zeitnah erkennen werden.

Wo seht ihr euch in fünf Jahren?

In fünf Jahren ist OnlineDoctor fester Bestandteil der Versorgungsinfrastruktur sowohl im B2C (Patienten-Arzt Kontakt) als auch im B2B Kontext (Hausärzte/Klinik/Altersheime-Arzt Kontakt). Unser Ziel ist es die Versorgung in der Dermatologie nachhaltig zu verbessern, indem wir den Zugang zu ärztlicher Leistung erleichtern. Außerdem wollen wir auch andere Fachbereiche erschließen und unsere Plattform in anderen europäischen Ländern etablieren.

Wie sieht die Medizin der Zukunft aus?

Besser! Disruptive, technologische Innovationen werden fester Bestandteil des Ärztealltags sein und die Arbeit der Leistungserbringer einfacher und effizienter gestalten. Auch die Künstliche Intelligenz, als unterstützende Funktion für Ärzte wird dann Realität sein. Der Patient der Zukunft wird einfach und schnell Zugang zu ärztlicher Leistung bekommen können und auch ein besseres Verständnis zu Diagnosen und Therapien haben (Stichwort: Patient Empowerment).

Fakten zum Start-up

  • Anzahl der Kunden: 270 B2B-Kunden/ Dermatologen/-innen  in Deutschland und der Schweiz
  • Gründung: 2016
  • Mitarbeiter: 15
  • Finanzierung: 2,5 Millionen Schweizer Franken

 


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