Compamed 2021

Stresstest für besondere Helden

12. November 2021, 10:30 Uhr | Melanie Ehrhardt
Melanie Ehrhardt, Redakteurin medical design
© Weka

Das Editorial der medical design 4/2021

Sie lesen das Editorial des medical design vom 4. November 2021. Die gesamte Ausgabe können Sie hier als kostenfreies ePaper nachlesen.


Liebe Leserinnen und Leser,

Endlich wieder zurück Normalität! Restaurants, Kinos sowie Clubs sind offen und versprechen vor allem für Geimpfte und Genesene den süßen Duft der Freiheit. Wobei ich zugeben muss, dass ich nicht bei jedem Event dabei sein möchte. Denn auch wenn vor allem der letzte Lockdown an den Nerven zerrte, irgendwie vermisse ich meinen Pandemiealltag auch manchmal. Selten war das Wort Couchpotato so positiv besetzt wie während Corona. Wer nichts tat und Zuhause blieb, brachte sich und andere auch nicht in Gefahr. Und dank einer Videoaktion der Bundesregierung stiegen Stubenhocker endlich zu Helden auf. Ihre Superkräfte: Ein ausdauerfähiges Sitzfleisch, ein Netflix-Account und genügend Toilettenpapier.  

Mit der zurück gewonnen Freiheit gerät diese besondere Superhelden-Geschichte ins Wanken. Jetzt heißt es wieder: Rausgehen – Menschen treffen. Damit habe nicht nur ich meine Anlaufschwierigkeiten. Während einige die wiedergewonnenen Freiheiten genießen und andere vorsichtig bleiben, finden manche aus der erzwungenen Isolation gar nicht mehr zurück ins Leben. »Cave-Syndrom« nennt sich die selbstauferlegte Lockdown-Verlängerung. »In eineinhalb Jahren haben sich Verhaltensmuster eingeschlichen, die sich verfestigt haben«, sagt der Generationenforscher Rüdiger Maas. Die Tendenz zum Rückzug sei allerdings nicht allein der Pandemie geschuldet. »Corona war nicht die Ursache, sondern wirkte wie ein Verstärker oder Beschleuniger.« 

Interessanterweise sind vor allem jüngere Menschen davon betroffen. So gab im Sommer etwa ein Zehntel der Menschen ab 40 Jahren an, bestimmte Dinge aus den Lockdown-Zeiten zu vermissen. Knapp sieben Prozent der sogenannten Babyboomer (ab 56 Jahre) und etwa acht Prozent der Generation Y (26 bis 39 Jahre) wollten ihren Pandemie-Alltag sogar am liebsten beibehalten. Fast die Hälfte der unter 27-Jähringen fühlte sich im Sommer gestresst davon, die wiedergewonnene Freiheit ausleben zu müssen.

Die gute Nachricht: Das Cave-Syndrom ist kein Dauerzustand, sondern eine vorübergehende Anpassungsreaktion. Wer sich wieder zurück in normale soziale Kontakte begibt und wer weiterhin kaum das Haus verlässt – das liegt laut Experten vor allem an der psychologischen Flexibilität. Ich persönlich bin bereit, meine Höhle im November zu verlassen. Denn die erste Präsenzmesse für die Zulieferer der Medizintechnik will ich nicht verpassen. Mit fast 500 Ausstellermeldungen ist die Compamed 2021 (15. – 18. November, Düsseldorf) zwar nicht ganz auf dem Niveau der Vor-Corona-Jahre. Aber das kann in diesen nach wie vor besonderen Zeiten auch etwas Gutes haben. Man will es ja mit den sozialen Kontakten nicht direkt übertreiben. 

So oder so wird die Compamed in diesem Jahr eine außergewöhnliche Veranstaltung. Und wissen Sie was? Ich habe jetzt doch richtig Lust drauf! 

Melanie Ehrhardt
Redakteurin medical design

P.S.: Was Sie in Düsseldorf an den Ständen der Aussteller und im Rahmenprogramm erwartet verraten wir Ihnen auch in unserem Online-Messeführer zur Compamed 2021.
 

 


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