Gesundheitswirtschaft

Von Corona gebeutelt

7. September 2021, 8:00 Uhr | BMWi
Coronavirus tanzt auf dem Börsenblatt (Symbolbild)
© AdobeStock/denisismagilov

Gesundheitswirtschaft büßt 2020 fast vier Prozent ein

Im Corona-Jahr 2020 hat die Gesundheitswirtschaft einen Rückgang von minus 3,7 Prozent Bruttowertschöpfung verzeichnet. Das geht aus Daten der Gesundheitswirtschaftlichen Gesamtrechnung hervor, die das Darmstädter WIfOR-Institut im Auftrag des Bundeswirtschaftsministeriums (BMWi) seit mehr als zehn Jahren errechnet. 

»Die Gesundheitswirtschaft ist und bleibt eine der wichtigsten Branchen für die deutsche Volkswirtschaft«, betonte BMWi-Staatssekretärin Claudia Dörr-Voß bei der Vorstellung der Daten vergangene Woche. Im Jahr 2020 erwirtschaftete sie 364 Milliarden Euro und damit zwölf Prozent der deutschen Bruttowertschöpfung. Gerechnet auf einen Tag hat die Gesundheitswirtschaft im Jahr 2020 rund 1 Milliarde Euro Bruttowertschöpfung geschaffen. Jeder sechste Erwerbstätige arbeitet in der Gesundheitswirtschaft, insgesamt sind das 7,4 Millionen Menschen.

Betroffen war 2020 vor allem die industrielle Gesundheitswirtschaft (iGW). Aufgrund der globalen Auswirkungen des Pandemiegeschehens ist es hier zu einem außergewöhnlich starken Rückgang der Wertschöpfung in Höhe von 9,0 Prozent gegenüber dem Vorjahr gekommen. Die absolute Wertschöpfung lag zuletzt mit 75,2 Milliarden Euro in etwa auf dem Niveau von 2016. Krisenbedingt ist auch die Anzahl der Erwerbstätigen in 2020 um 3,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr zurückgegangen und liegt nun erstmals seit 2017 wieder unter der Marke von einer Million Erwerbstätigen.

Corona sorgt für Rückgang bei Ex- und Import

Die industrielle Gesundheitswirtschaft ist die mit Abstand am stärksten globalisierte Branche der Gesundheitswirtschaft. Über 91 Prozent der Exporte der Gesundheitswirtschaft gehen auf sie zurück. Vor dem Hintergrund des zurückliegenden Pandemiejahres und den zeitweiligen weltweiten Grenzschließungen sowie kurzweiligen Ausfuhrbeschränkungen auf bestimmte Waren wie medizinische Schutzausrüstung o.ä. ist es wenig überraschend, dass sich das Niveau der Exporte im Jahr 2020 um 8,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr verringert hat.

Ähnlich zu den Exporten hatten die kurzweiligen Grenzschließungen im vergangenen Jahr zur Folge, dass Waren der industriellen Gesundheitswirtschaft nicht nach Deutschland eingeführt werden konnten. Infolgedessen kam es erstmals innerhalb der zurückliegenden Dekade zu einem Rückgang der Importe in Höhe von 8,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Medizintechnik gehört nicht zu den Corona-Profiteuren 

Im Jahr 2020 generierte die Herstellung von Medizinprodukten und Medizintechnik eine Bruttowertschöpfung von 13,2 Milliarden Euro. Im Vergleich zum Vorjahr ist im Krisenjahr 2020 ein deutlicher Rückgang um 2,4 Milliarden Euro zu verzeichnen. Eine differenzierte Betrachtung der Bruttowertschöpfung verdeutlicht merkliche Unterschiede. So ist die Medizintechnik für 32 Prozent der Bruttowertschöpfung in diesem Bereich verantwortlich. Über zwei Drittel der gesamten Bruttowertschöpfung werden jedoch durch Medizinprodukte erwirtschaftet.

Ein ähnliches Bild zeigt sich bei der Entwicklung der Erwerbstätigen. Auch hier machen die Medizinprodukte einen Großteil der Erwerbstätigen in der gesamten Branche aus. Im Jahr 2020 beschäftigte die gesamte Branche knapp 194.000 Erwerbstätige. Allerdings ist ein deutlicher Rückgang der Erwerbstätigen im Krisenjahr 2020 im Vergleich zum Vorjahr sichtbar, welcher sich erheblich auf das durchschnittliche Wachstum pro Jahr auswirkt.

Entgegen dem Trend der der letzten Jahre sind die Exporte der Branche 2020 nicht gewachsen. Der Exportrückgang wurde zum Großteil vom Beginn der Pandemie im März 2020 geprägt, hier kam es zu Grenzschließungen und Unterbrechungen in den Lieferketten. Relativ betrachtet bewegt sich der Rückgang der Exportzahlen auf dem Niveau der iGW insgesamt.

Biotechnologie verzeichnet ein unterdurchschnittliches Wachstum

Vor allem die Biotechnologie erhoffte sich von der Pandemie einen deutlichen Schub. Die Berechnungen vom BMWi und WIfOR dürften jedoch erst einmal für Ernüchterung sorgen. Demnach ist die Biotechnologie nach wie vor ein kleiner Teilbereich der Gesundheitswirtschaft. Vergleicht man die Bruttowertschöpfung in den Jahren 2011 und 2020 miteinander, so ist ein Rückgang um 0,1 Milliarden Euro zu verzeichnen.

Verglichen mit dem direkten Vorjahr ist der Rückgang jedoch durchaus deutlicher und beträgt 2,0 Milliarden Euro, das sind -22 Prozent. Diese Entwicklung geht auf die pandemische Situation im Jahr 2020 zurück. Wie auch in vielen anderen Wirtschaftssektoren wurde der reguläre Geschäftsbetrieb durch die Schutzmaßnahmen in vielen Unternehmen der Biotechnologie negativ beeinflusst, was zu Umsatzeinbrüchen geführt hat.

Digitale Gesundheitswirtschaft wächst in der Pandemie 

Die digitale Gesundheitswirtschaft wurde – im Gegensatz zu vielen anderen Branchen – nicht negativ von der pandemischen Situation beeinflusst, sondern hat durch die vorangetriebene Digitalisierung profitiert. Ihr Beitrag zur gesamten Gesundheitswirtschaft liegt trotz starker Wachstumstendenzen weiterhin auf einem niedrigen Niveau. Im Jahr 2020 lag der absolute Wertschöpfungsbeitrag bei 5,0 Milliarden Euro und somit lediglich bei 6,6 Prozent der industriellen Gesundheitswirtschaft.

Mit rund 55.000 Erwerbstätigen im Jahr 2020 umfasst die digitale Gesundheitswirtschaft genauso viele Arbeitsplätze wie bereits im Jahr 2011. Auch hier wird deutlich, dass die digitale Gesundheitswirtschaft eine der wenigen Wirtschaftsbereiche ist, die von der pandemischen Situation und der daraus resultierenden Digitalisierung profitiert.

Links

  • Die gesamten Ergebnisse der Gesundheitswirtschaftlichen Gesamtrechnung steht Ihnen hier zum kostenfreien Download zur Verfügung. 

(me)


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